Corona aktuell – Testpflicht: Länder unterstützen Söder – Politik


Viele Länderchefs unterstützen den Vorschlag, eine Testpflicht für Reiserückkehrer aus dem Ausland ab dem 1. August einzuführen und erhöhen so den der Druck auf die Bundesregierung. Zuletzt hatte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) öffentlich gesagt, ihm sei zugesichert worden, die Testpflicht, die derzeit in der Bundesregierung debattiert wird, werde bereits zum Wochenende kommen.

Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) sagte dem TV-Sender Phoenix, eine Entscheidung müsse möglichst schnell fallen und nicht erst Mitte oder Ende August. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): “Die Tests sind der zentrale Baustein, um das Infektionsgeschehen in der ungeimpften Bevölkerung einzudämmen.” Deshalb sollten alle Reiserückkehrer entweder einen negativen Test, einen Genesenen-Nachweis oder einen Impfnachweis vorlegen können.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer betonte, aus dem vergangenen Jahr wisse man, dass Reiserückkehrer viel zum Anstieg des Infektionsgeschehens beigetragen hätten. “Es ist ein kleiner Mehraufwand für jeden von uns, schafft aber viel Sicherheit”, sagte der CDU-Politiker dem RND. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, sie erwarte von der Bundesregierung ein Konzept, wie die Kontrolle und die Einhaltung der Testpflicht sichergestellt werden sollen.

Derweil verlieh Söder seinen Forderungen noch einmal Nachdruck. In der ZDF-Sendung “Markus Lanz” sagte der bayerische Ministerpräsident am Mittwochabend, er dränge sehr darauf, dass man es jetzt mache. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatten dies bereits vergangene Woche gefordert, am Dienstagabend erhöhte Söder den Druck, die Testpflicht bereits zum 1. August einzuführen. Dann müssten Reiserückkehrer nach Deutschland einen negativen Corona-Test vorweisen, wenn sie nicht genesen oder vollständig geimpft sind. Dies soll für alle Urlauber gelten, egal ob sie mit dem Flugzeug, der Bahn oder dem eigenen Auto unterwegs sind. Bisher müssen nur Flugreisende bei der Einreise nach Deutschland einen negativen Corona-Test vorweisen. Die Bundesregierung hatte ursprünglich geplant, eine Testpflicht erst ab dem 11. September einzuführen. Zu diesem Zeitpunkt sind in den meisten Bundesländern die Sommerferien bereits zu Ende. (29.07.2021)

RKI registriert 3520 Corona-Neuinfektionen – Inzidenz bei 16,0

Die Sieben-Tage-Inzidenz ist in gut drei Wochen auf mehr als das Dreifache gestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Donnerstagmorgen lag sie bei 16,0 – am Vortag betrug der Wert 15,0 und beim jüngsten Tiefststand am 6. Juli 4,9.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt binnen eines Tages 3520 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 1890 Ansteckungen gelegen, wahrscheinlich fehlten damals jedoch 19 Neuinfektionen aus Brandenburg. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 10 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 42 Todesfälle gewesen. (29.07.2021)

Stamp: Nur noch Infizierte sollten in Quarantäne

Nordrhein-Westfalens stellvertretender Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) hat vom Robert-Koch-Institut (RKI) eine weitreichende Änderung der Corona-Quarantäne-Vorgaben verlangt. “Es sollten nur noch jene in Quarantäne geschickt werden, die tatsächlich infiziert sind”, sagte der NRW-Minister für Kinder und Familie der Wochenzeitung Die Zeit. Seiner Ansicht nach sollten künftig bei einzelnen Infektionsfällen nicht mehr ganze Klassen und Gruppen, Kitas oder Schulen in Quarantäne geschickt werden. “Sonst wäre an regulären Unterricht im Herbst nicht zu denken”, sagte der FDP-Politiker.

Dieser Schritt wäre eine radikale Neuausrichtung der Corona-Bekämpfung in Deutschland: Denn seit Beginn der Pandemie war und ist es Strategie der Behörden, mögliche Kontaktpersonen von Infizierten zu finden und zu isolieren, um auch eine unbemerkte Weitergabe des Erregers zu verhindern. In Schulen und Kitas hieß das oft, dass bei einem Corona-Fall die ganze Klasse oder Gruppe für zwei Wochen nach Hause geschickt wurde. Inzwischen wird aber auch hier individuell geprüft, wer wie lange wie engen Kontakt zu einer infizierten Person hatte. (28.07.2021)

Söder: Testpflicht für alle Einreisenden kommt am 1. August

Der Bund plant nach Angaben des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) schon vom 1. August an eine Testpflicht für alle, die nach Deutschland einreisen. “Der Bund hat uns heute zugesichert, er wird das jetzt bis zum 1.8. alles probieren mit einer einheitlichen Testpflicht nicht nur für Flugreisen, sondern auch beispielsweise für alles, was an normalem Autoweg oder Bahnweg kommt”, sagte Söder in den “Tagesthemen” der ARD. Er glaube, dass das jetzt verständlicher, klarer und sicherer sei. Das ursprünglich angedachte Datum für eine Einreiseverordnung vom 11. September an wäre “ein Witz gewesen”, sagte Söder, “da ist der Urlaub vorbei selbst in den Ländern mit späten Ferien”.

Die stellvertretende Sprecherin Ulrike Demmer nannte am Mittwoch in Berlin keinen Termin und wies auf noch laufende interne Abstimmungen hin. Regelungen für Reiserückkehrer stünden auch auf der Themenliste der Corona-Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder am 10. August. Was schon vorher geklärt werden könne, werde selbstverständlich geklärt. Es gelte: “Je schneller, desto besser.” Noch am Dienstag hatte es aus Kreisen der Bundesregierung geheißen, Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) sträube sich aus Gründen der Verhältnismäßigkeit gegen schärfere Regeln.

Die Länder hätten Druck gemacht, weil sie eine verlässliche Basis für die Einreise bräuchten, sagte Söder am Dienstagabend. Am Nachmittag sei ihm mitgeteilt worden, dass eine Rechtsgrundlage geschaffen werde, damit die Umsetzung zum 1. August klappe. “Die Regel ist ja relativ einfach, jeder braucht einen Test, der sozusagen wieder anreist, ob er mit dem Auto, der Bahn oder mit dem Flugzeug kommt.” Derzeit gilt die Testpflicht nur für Menschen, die per Flugzeug nach Deutschland einreisen.

SPD-Chefin Saskia Esken unterstützt eine kurzfristige Einführung der Testpflicht: “Ich bin unbedingt dafür, dass wir Reisende uns genau anschauen”, sagte sie bei RTL/ntv. “Es ist ganz deutlich ja zu sehen, dass Reisen ins Ausland Risiken mit sich bringen.” Rückkehrer brächten möglicherweise die Delta- oder andere Varianten mit. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sagte im ZDF, seine Partei wolle, dass Reisen sicherer werde. “Das bedeutet, die Testpflicht auszuweiten.” Das müsse aber rechtlich sauber und verhältnismäßig sein. “Wir sind auf jeden Fall bereit, diesen Schritt zu gehen.”

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte der Bild-Zeitung gesagt, dass nachweislich Geimpfte oder Genesene kein negatives Testergebnis nachweisen müssten. Seehofer und auch Söder sagten, dass die Kontrollen im Individualverkehr stichpunktartig erfolgen sollten. Stationäre Grenzkontrollen wolle keiner und mache auch keiner, sagte Söder.

Die AfD hält eine Testpflicht für Reiserückkehrer für eine “unverhältnismäßige Belastung der Reisenden, der Grenzbehörden und der Tourismuswirtschaft”, wie Spitzenkandidatin Alice Weidel sagte. Sie sprach von einer Verunsicherung der Urlauber, die endlich aufhören müsse. Die Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion kritisierte zugleich, dass für Geimpfte und Genesene nach einem Aufenthalt in einem Risikogebiet aktuell nicht die gleichen Quarantäne-Regeln gelten wie für alle anderen Einreisenden: “Die Quarantänebefreiung von Geimpften und Genesenen benachteiligt Gesunde und setzt sie so weiterem Impfdruck aus.” (28.07.2021)

Die Hälfte der Menschen in Deutschland ist vollständig gegen Corona geimpft

Gut sieben Monate nach dem Start der Corona-Impfungen ist die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland vollständig gegen das Virus geimpft. Wie aus aktuellen Daten des Bundesgesundheitsministeriums hervorgeht, haben nach den Impfungen vom Vortag 41 790 697 Menschen einen vollständigen Impfschutz, für den bei den meisten Vakzinen zwei Dosen im Abstand mehrerer Wochen vonnöten sind. Das entspricht laut Ministerium 50,2 Prozent der Gesamtbevölkerung. (28.07.2021)

RKI: Inzidenz soll wichtigstes Kriterium bleiben

Die Sieben-Tage-Inzidenz sollte nach Ansicht des Robert-Koch-Instituts (RKI) der entscheidende Wert bleiben, um das Infektionsgeschehen zu beurteilen. Das geht aus einem Papier hervor, das RKI-Chef Lothar Wieler am Montag bei einer Schaltkonferenz mit den Chefs der Staatskanzleien der Länder präsentierte. “Inzidenz ist Leitindikator für Infektionsdynamik (hohe Inzidenzen haben zahlreiche Auswirkungen)”, heißt es in dem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Sieben-Tage-Inzidenz bleibe wichtig, um die Situation in Deutschland zu bewerten und frühzeitig Maßnahmen zur Kontrolle zu initiieren. Nach Informationen der Bild-Zeitung soll es deshalb in der Schalte zu größeren Diskussionen gekommen sein, weil viele Länder von der Inzidenz als wichtigstem Kriterium abkommen wollen.

Zur aktuellen Lage heißt es in dem Papier, dass die Inzidenzen seit etwa drei Wochen wieder stiegen, der Anteil der Hospitalisierungen seit rund zwei Wochen. “Die vierte Welle hat begonnen.” Hohe Impfquoten alleine reichten nicht aus, um die vierte Welle flach zu halten, heißt es weiter. Zusätzliche “Basisschutz-Maßnahmen” seien notwendig, um die vierte Welle so abzuflachen, so dass die Zahl der Patienten in Krankenhäusern nicht zu hoch werde. So müsste die Zahl der Kontakte reduziert und die Mobilität eingeschränkt werden. (28.07.2021)

Länderchefs und Kanzlerin beraten am 10. August über weitere Maßnahmen

Über weitere Corona-Maßnahmen wollen die Ministerpräsidenten am 10. August beraten – früher als geplant. Das teilte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) und Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), mit. Müller hatte kurz zuvor angesichts der steigenden Infektionszahlen erklärt, dass der Korridor enger werde, in dem der gegenwärtigen Entwicklung noch wirksam entgegengewirkt werden könne. Er und andere Regierungschefs hatten ein zügiges Handeln und eine schnelle Beratung der Ministerpräsidenten gefordert. Diese werde nun am übernächsten Dienstag in gewohnter Form mit Bundeskanzlerin Angela Merkel als Videoschaltkonferenz stattfinden, hieß es. Ursprünglich war die nächste MPK für Ende August geplant. (27.07.2021)

Verband: Zu Großveranstaltungen nur noch Geimpfte einlassen

In Deutschland wird weiter über die Frage debattiert, welche Freiheiten Geimpfte und Genesene künftig bekommen sollen. Großveranstaltungen nur noch für sie – das ist für den Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV) die einzige Möglichkeit, wieder zu wirtschaftlicher Normalität zu kommen. “Im Bereich der Großveranstaltungen und Konzerte gibt es spätestens ab Ende September, wenn jeder ein Impfangebot bekommen hat, nur diesen Weg”, sagt BDKV-Präsident Jens Michow. Auch das Personal und die Künstler müssten für solche Veranstaltungen dann natürlich geimpft sein. Die Alternative – Veranstaltungen weiterhin nur mit Abstandsgeboten, Maskenpflicht und begrenzter Besucherzahl – ist laut Michow wirtschaftlich nicht durchführbar.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) erinnert derweil Restaurants an die Möglichkeit, nur für Geimpfte zu öffnen. “Die Vertragsfreiheit ermöglicht privaten Anbietern wie Gastronomen eine weitgehend freie Gestaltung ihrer Angebote”, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. “Wer seinen Gästen einen besonderen Schutz anbieten will, kann deshalb auch Angebote machen, die sich nur an Geimpfte richten.” Zugleich sprach sie sich abermals gegen eine Impfpflicht aus. “Eine Impfpflicht wird es nicht geben.” Sich impfen zu lassen sei besser, als sich auf das Coronavirus zu testen: “Ein Test ist immer nur eine Momentaufnahme und beinhaltet keine schützende Immunisierung. Impfen ist deshalb das Gebot der Stunde.”

Über die seit dem Wochenende anschwellende Debatte über eine mögliche Impfpflicht zeigen sich Patientenvertreter alarmiert. Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, sagte der Rheinischen Post, es sei brandgefährlich, öffentlich darüber zu sinnieren. “Vielmehr gilt es, die Skeptiker mit Argumenten zu überzeugen. Kern einer solchen Debatte muss der Selbstschutz vor Corona sein.” Brysch warf der Bundesregierung vor, diese Debatte zu scheuen: “Damit überlässt sie den Impfgegnern und Verschwörungstheoretikern das Feld. Genau das geschieht jetzt in Frankreich. Niemand kann hierzulande ein Interesse haben, mit der Polizei eine Impfpflicht durchzusetzen.” (27.07.2021)

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