Corona aktuell: Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 438,2 – Politik

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen hat wieder einen Höchststand erreicht. Die Gesundheitsämter meldeten binnen eines Tages 76 414 Fälle, wie das Robert-Koch-Institut am Freitagmorgen mitteilte. Die Sieben-Tage Inzidenz gab das RKI mit 438,2 an – ebenfalls ein Höchstwert. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 419,7 gelegen, vor einer Woche bei 340,7. In Sachsen ist der Inzidenzwert auf 1192,8 gestiegen.

Deutschlandweit wurden laut RKI binnen 24 Stunden 357 Todesfälle verzeichnet, vor einer Woche waren es 201 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 100476 Corona-Tote. (26.11.2021)

Kanzleramt ringt mit Ländern um schärfere Maßnahmen

In einer Konferenz von Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) mit seinen Länder-Kolleginnen und -Kollegen hat es Streit über härtere Maßnahmen gegen die Pandemie gegeben. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen machte Braun Druck auf die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP. Er wurde mit den Worten zitiert: “Wir brauchen jetzt eine Notbremse.” Demnach verlangte Braun: “Entweder macht die Ampel ein Gesetz oder wir brauchen eine Ministerpräsidentenkonferenz, die eine klare Notbremse beschließt.”

In den nächsten zwei Wochen drohe eine erhebliche Überlastung des Gesundheitswesens, begründete Braun nach diesen Informationen seine Forderungen. Die Intensivstationen würden sich in vielen Landesteilen unvermeidbar stärker füllen als im vergangenen Jahr zur Weihnachtszeit. Warnsignal sei die in dieser Woche begonnene bundesweite Verlegung von Patienten aus sogenannten Hotspots. Die jetzt im Nachgang zu der Bund-Länder-Runde von vergangener Woche geplanten Maßnahmen und jene, die der voraussichtliche nächste Kanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Vorstellung des Ampel-Koalitionsvertrages gemacht habe, reichten nicht aus, um dies zu vermeiden.

Braun wurde mit den Worten zitiert: “Jetzt reicht’s.” Und weiter: “Jetzt müssen sich der alte und der neue Kanzleramtsminister und der alte und der neue Gesundheitsminister schnell zusammensetzen, um über das weitere Vorgehen zu entscheiden.” Das Gesundheitsministerium der Ampel-Regierung fällt an die SPD – die Besetzung ist noch offen.

Er sei auch bereit, sofort den von der Ampel geplanten Krisenstab im Kanzleramt einzusetzen, sagte Braun der dpa nach. Ihm liege angesichts der Krise ein guter Übergang zwischen beiden Regierungen am Herzen. Die Lage erlaube aber kein Zögern und keine geschäftsführende Zurückhaltung. Unterstützung habe Braun insbesondere aus Bayern und Sachsen erhalten – dort ist die Lage besonders dramatisch.

Der Scholz-Vertraute Wolfgang Schmidt, der als künftiger Kanzleramtschef gehandelt wird, habe erklärt, die Experteneinschätzungen seien unterschiedlich. Die in der Gesetzeslage möglichen Maßnahmen würden von den hauptbetroffenen Ländern noch nicht ausgeschöpft. Gestützt worden sei Schmidts Auffassung von den Vertretern von Niedersachsen, Bremen und Hamburg, die auf eine stabile Lage auch auf den Intensivstationen hingewiesen und vor einem unverhältnismäßigen Lockdown gewarnt hätten. (25.11.2021)

Söder will Bund-Länder-Treffen zur Corona-Lage vorziehen

Angesichts weiter ungebremst steigender Infektionszahlen setzt sich jetzt auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) für ein Vorziehen der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) mit der Bundesregierung ein. “Jede Möglichkeit, die derzeitige Krisenlage zu verbessern, muss genutzt werden”, sagte Söder der Süddeutschen Zeitung.

Zuvor hatte schon der saarländische Regierungschef Tobias Hans (CDU) gefordert, das nächste Treffen vorzuziehen, das eigentlich für den 9. Dezember geplant ist. Dann wollten die Länder und der Bund unter Führung des bis dahin voraussichtlich gewählten neuen Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) die Wirkung des neuen Infektionsschutzgesetzes evaluieren, das diese Woche in Kraft getreten ist. Würde das Treffen vorgezogen, würde die MPK wahrscheinlich noch einmal unter Leitung der geschäftsführenden Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) tagen.

Söder nannte drei Themen, über die man sich “zwingend unterhalten” müsse: Das aktuelle Infektionsschutzgesetz, das im Bundestag mit der Mehrheit der künftigen Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP beschlossen wurde, sei “der derzeitigen Situation nicht angemessen” und müsse wieder geändert werden, sagte Söder. Als zweiten Punkt nannte er die Impfkampagne: Um die Impfgeschwindigkeit zu erhöhen, sollen nach dem Willen Söders auch Apothekerinnen und Apotheker impfen dürfen. Auch hier müsse das Gesetz angepasst werden. Als dritten Punkt nannte der CSU-Chef die Diskussion über eine allgemeine Impfpflicht, die er inzwischen befürwortet. “Nur sie wird die Gesellschaft befrieden und uns allen die Freiheit zurückbringen, wie wir sie vor Corona kannten”, sagte Söder.

Auch Kanzlerin Merkel befürwortet eine frühere MPK. Sie soll den Spitzen der Ampel-Koalition, unter ihnen auch ihr noch amtierender Vizekanzler Olaf Scholz, bei einem Treffen am Montagabend angeboten haben, bei einer solchen MPK eine Verschärfung der Maßnahmen zu besprechen, vor allem um Kontaktreduzierungen zu erreichen. (25.11.2021)

Ärger um Testpflicht für geimpfte Beschäftigte im Gesundheitswesen

Die Gesundheitsminister der Länder fordern vom Bund, die Testpflicht in Arztpraxen, Kliniken und Pflegeeinrichtungen zu lockern. Für geimpfte und genesene Beschäftigte seien zwei Selbsttests pro Woche ausreichend, heißt es in einem einstimmigen Beschluss vom Donnerstag. Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) forderte den Bund darin zu einer Korrektur des von SPD, Grünen und FDP vorgelegten und erst am Donnerstag beschlossenen Infektionsschutzgesetzes auf. Danach müssen sich auch geimpfte und genesene Beschäftigte täglich testen lassen, wobei für sie ein Selbsttest reicht. Alternativ ginge auch zweimal pro Woche ein PCR-Test.

Dazu heißt es im GMK-Beschluss nun: “Eine tägliche Testung vollständig immunisierter Beschäftigter führt zu unzumutbaren Belastungen der durch die Pandemie ohnehin schon belasteten Bereiche.” Die Gesundheitsministerinnen und -minister kündigen in ihrem Beschluss einmütig an, dass bis zu einer Korrektur die Regelungen im Gesetz für Immunisierte “nicht angewendet werden”.

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Scharfe Kritik kam von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. “Heute zählt Deutschland 100 000 Pandemie-Tote. Deshalb ist es unerträglich, dass die Gesundheitsminister der Länder einen Rechtsbruch vornehmen”, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Die lang erstrittene, tägliche Testpflicht in der Altenpflege auszusetzen sei ein solcher Rechtsbruch.

Der GMK-Vorsitzende, Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU), sagte bezogen aufs gesamte Gesundheitswesen hingegen: “Tägliche Tests gerade für Geimpfte und Genesene belasten das Personal in höchstem Maße und sind völlig unzumutbar. Und das in einer Situation, wo wir die Menschen, die täglich unser Gesundheitssystem am Laufen halten, eigentlich entlasten müssen.” Klar sei: “Wir setzen damit nicht gänzlich die Testpflichten aus”, sagte Holetschek. Für Ungeimpfte seien regelmäßige Tests das Mindeste. Tests seien aber nicht unbegrenzt verfügbar. Der Gesetzgeber habe das sicher nicht bedacht.

Beispielsweise für Eltern, die ihre Kinder zum Arzt begleiten, gilt die neue Testpflicht im Übrigen nicht. Das hatte das Bundesgesundheitsministerium bereits am Mittwoch klargestellt: “Die Testpflicht bezieht sich auf Beschäftigte von Praxen, aber nicht auf Patienten und Begleitpersonen.” In einigen Bundesländern hatte es deshalb viel Verwirrung und Kritik gegeben. (25.11.2021)

Brinkhaus zieht Teil-Lockdown in Betracht

Im Kampf gegen die vierte Corona-Welle zieht Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus Teil-Lockdowns in Betracht. “Wir müssen ohne Tabus auch über zumindest Teil-Lockdowns nachdenken”, sagt er im Deutschlandfunk. “Die Lage ist sehr, sehr ernst. Und wenn das richtig ist, was uns gesagt wird – und das war meistens richtig – wird die Lage noch viel, viel ernster werden.” Daher müsse auch darüber nachgedacht werden, so wie im Frühjahr eine Bundesnotbremse auf den Weg zu bringen. “Meine Fraktion steht dafür bereit.” Brinkhaus äußert sich skeptisch, dass die 2-G-Regeln ausreichen. Jetzt müssten die Kontakte heruntergefahren und das gesellschaftliche Leben verringert werden, fordert er. Es werde Zeit, dass alte und neue Regierung zusammen mit den Ministerpräsidenten sofort Pflöcke setzen und nicht erst nach der Kanzlerwahl.

Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (ebenfalls CDU) schließt einen Lockdown vor Weihnachten nicht mehr aus. “Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen. Es wird nur zu verhindern sein, wenn es ein kollektives Verständnis und gemeinsames Bewusstsein gibt, Kontakte zu vermeiden und die Maßnahmen einzuhalten”, sagte der Politiker der Sächsischen Zeitung. Wenn es in der kommenden Woche nicht einen positiven Effekt gebe, “müssen wir diese Diskussion führen”.

Sachsen ist seit Wochen ein Hotspot in der Pandemie. Am Donnerstag stieg der Inzidenzwert erstmals über 1000. Für den Freistaat meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) einen Wert von 1074,6. (25.11.2021)

RKI-Chef Wieler: Impffortschritt scheitert auch am Standesdenken der Ärzte

Angesichts der rasant steigenden Inzidenzzahlen hat der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, zu einer “nationalen Kraftanstrengung” aufgerufen, um möglichst alle zu impfen. Impfstoff sei genug vorhanden, sagte Wieler der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Allerdings scheitere das “nicht zuletzt an der Vertretung der Ärzte und Ärztinnen”, sagte der RKI-Chef. “Sie will nicht, dass Apotheker oder zum Beispiel Tierärzte oder Pensionäre impfen, und beruft sich auf das Standes- und Haftungsrecht”, beklagte er. “Auch wenn es vermutlich rechtliche und organisatorische Hindernisse geben würde: In der derzeit herrschenden Notlage finde ich schon bemerkenswertk, dass bestimmte Interessengruppen das Eigeninteresse offenbar über das Gemeinwohl stellen”, sagte der RKI-Chef.

Wieler wertet die Lage als dramatisch. Die Infektionszahlen stiegen “nach wie vor rasant”. Ohne drastische Einschränkung der Kontakte werde “die ärztliche Versorgung in vielen Krankenhäusern nicht mehr gewährleistet sein”. Weitere Teil-Lockdowns in bestimmten Regionen seien zwar politischen Entscheidungen. Er sehe aber kaum eine Alternative.

Der RKI-Chef empfahl zugleich dringend die Auffrischungsimpfung. Sie stelle einen “qualitativen Sprung” dar, sei “deutlich wirksamer, sowohl gegen Erkrankungen wie gegen Übertragungen”. (25.11.2021)

Arbeitgeberpräsident will Impfpflicht nicht ausschließen

Mit Blick auf stark steigende Corona-Infektionszahlen hat sich Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger einer allgemeinen Impfpflicht gegenüber offen gezeigt. “Wir setzen auf Dialog und Überzeugung. Daher ist eine gesetzliche Impfpflicht immer nur die zweitbeste Lösung. Sie darf aber nicht von vornherein ausgeschlossen werden”, sagte der Vorsitzende des Arbeitgeberverbands BDA der Rheinischen Post. Die Wirtschaft könne der Politik diese Entscheidung allerdings nicht abnehmen. “Wir sind bereit, auch konstruktiv an der Intensivierung des Impfens mitzuwirken. Dazu brauchen wir eine klare Ansage aus der Politik statt ständig wechselnde Regeln.” (25.11.2021)

Künftige Bildungsministerin: Möglichst keine Schulschließungen

Die designierte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) will Schulschließungen trotz der steigenden Corona-Infektionszahlen vermeiden. “Wir sind dafür, keine Schulschließungen zu machen”, sagte sie der Bild-Zeitung. Ihre Partei sei der Überzeugung, dass die Schülerinnen und Schüler “jetzt nicht noch einmal Bildungsrückstände erleiden sollten”.

Stark-Watzinger forderte außerdem mehr Kompetenzen für den Bund im Bereich der Bildungspolitik. Sie wolle ein “Kooperationsgebot”, damit Bund und Länder besser zusammenarbeiten. Die 53-Jährige ist FDP-Chefin in Hessen und Parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, forderte die Länder auf, nicht einseitig die Weihnachtsferien vorzuziehen, ohne für alle Menschen weitere Kontaktbeschränkungen einzuführen. “Wenn die Bundesländer die Weihnachtsferien vorziehen wollen, dann müsste es aber gleichzeitig auch mehr Kontaktbeschränkungen in der Gesamtgesellschaft geben, also Lockdowns oder Teil-Lockdowns”, sagte Meidinger der Rheinischen Post. “Denn so eine Schulschließung light macht ja nur Sinn, wenn das Infektionsgeschehen insgesamt eingedämmt wird, nicht nur in den Schulen.”

Die Politik habe längst nicht alle Optionen ausgereizt, um Schulschließungen zu vermeiden, sagte er. “Ich verstehe nicht, warum es in einigen Bundesländern immer noch keine Maskenpflicht in den Unterrichtsräumen gibt. NRW ist da ein Negativbeispiel.” Gebraucht würden auch endlich Raumluftfilter in den Schulen. “Dass Fördergelder von mehreren Hundert Millionen Euro noch nicht abgerufen wurden, ist ein Skandal”, sagte er. (25.11.2021)

Düsseldorf verschiebt Rosenmontagszug auf den 8. Mai

Die Düsseldorfer Jecken verschieben den Rosenmontagszug wegen der Corona-Pandemie im kommenden Jahr vom 28. Februar auf den 8. Mai. Das entschied das Comitee Düsseldorfer Carneval. Der neue Termin eröffne die Chance, den Umzug in der gewohnten Weise mit Tausenden von Zuschauern am Straßenrand durchzuführen, begründeten die Narren den Schritt.

“Wir alle gehen davon aus, dass wir im kommenden Frühjahr die vierte Coronawelle überwunden haben”, sagte der Präsident des Comitees, Michael Laumen. Gleichzeitig biete der Schritt allen Vereinen die Möglichkeit, ihre für Januar und Februar 2022 geplanten Veranstaltungen zu verlegen. “Wir sehen darin eine echte Chance, den Karneval am Leben zu erhalten und trotzdem zu feiern”, sagte Vizepräsident Stefan Kleinehr.

In Leverkusen wurden dagegen die Karnevalsumzüge wegen der Pandemie abgesagt. Die Karnevalsgesellschaften wollten damit ein “klares Signal für die Session 2021/2022” setzen, teilte die Stadt mit. Am Vorabend habe es eine entsprechende Mitgliederversammlung des Festkomitees Leverkusener Karneval (FLK) gegeben. “Angesichts der nicht zu leistenden, erforderlichen Kontrollmaßnahmen entlang des Zugwegs werden wir auch in dieser Session auf die Karnevalsumzüge verzichten”, teilte Thomas Loef, Geschäftsführer des FLK, mit. Zu groß sei zudem das finanzielle Risiko, sollten die Züge aufgrund verschärfter Maßnahmen kurzfristig abgesagt werden müssen.

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