Corona aktuell: RKI – Inzidenzwert wieder zweistellig – Politik


Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist erstmals seit 19. Juni wieder auf einen zweistelligen Wert gestiegen. Das Robert-Koch-Istitut (RKI) gab den Wert am Sonntagmorgen mit 10,0 an. Am Vortag hatte sie noch bei 9,4 gelegen. Am 19. Juni war sie erstmals nach neun Monaten auf einen einstelligen Wert gesunken. Ihren Tiefststand hatte die Inzidenz am 6. Juli mit 4,9 erreicht.

Binnen eines Tages haben die Gesundheitsämter in Deutschland dem RKI 1292 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 745 Ansteckungen gelegen. Deutschlandweit wurde den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 3 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 6 Tote gewesen. (18.07.2021)

Berliner Forscher warnen vor exponentiellem Anstieg der Klinikeinweisungen

Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin (TU) erwarten indes auf Basis von Modellierungen eine vierte Welle im Herbst, die auch an Krankenhäusern nicht vorbeigehen wird. Der derzeit zu beobachtende Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenzen sei “beunruhigend”, für Oktober sei ein exponentieller Anstieg bei den Hospitalisierungen zu erwarten. Falls die derzeitige Entwicklung anhalte, sei das sogar früher zu befürchten. heißt es in einem Bericht der Gruppe um den Mobilitätsforscher Kai Nagel an das Bundesforschungsministerium.

Nur wenn die Impfstoffe gegen die Deltavariante deutlich besser wirkten als derzeit bekannt oder wenn eine Impfquote von 95 Prozent erreicht werde, lasse sich eine vierte Welle noch abwenden. Das Modell ergebe “unter allen derzeit realistisch erscheinenden Bedingungen” eine ernste Lage, die sich “mit der Verlagerung von Aktivitäten in Innenräume im Herbst” verschärfen werde.

Das Forschungsteam nutzt Berliner Mobilfunkdaten, um das Infektionsgeschehen zu modellieren. Die Ergebnisse seien mindestens auf andere Großstädte übertragbar. Die Simulationen zu Schulen zeigen laut Bericht, dass Lüftungssysteme und flächendeckender Einsatz von Schnell- und/oder PCR-Tests die Infektionsdynamik verringern könnten. Würden solche Maßnahmen konsequent umgesetzt, seien Schulschließungen oder Wechselunterricht nicht notwendig, hieß es. Die zwei Schnelltests pro Woche, die derzeit typisch seien, halten die Wissenschaftler ohne zusätzliche Maßnahmen allerdings bei weitem nicht für ausreichend. Würden die Schulen nach den Sommerferien ohne Schutzmaßnahmen geöffnet, ergäbe sich laut Modell eine Infektionswelle bei den Schülerinnen und Schülern, die zu einer Welle bei Erwachsenen führe. (17.07.2021)

50 Prozent in Bremen und im Saarland vollständig geimpft

In Bremen und im Saarland ist nun jeweils mehr als die Hälfte der Einwohner vollständig gegen das Coronavirus geimpft, wie aus Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht.

Insgesamt wurden laut RKI am Freitag in Deutschland 601 220 Impfdosen verabreicht. Bundesweit sind damit nun etwa 38,2 Millionen Menschen vollständig gegen Covid-19 immunisiert, das entspricht einem Anteil von 45,9 Prozent der Bevölkerung. Mindestens die erste Spritze erhalten haben mittlerweile 59,7 Prozent oder etwa 49,6 Millionen Deutsche. Während die Bundesländer Bremen mit 50,6 Prozent und das Saarland mit 50,1 Prozent vollständig Geimpfter die größten Fortschritte vorzuweisen haben, sind Sachsen und Brandenburg mit je 42,6 Prozent bisher am langsamsten. Das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen liegt beim Impftempo mit 48,8 Prozent derzeit auf Platz drei.

Bei der Zahl der Erstgeimpften zeigt sich zunehmend ein regionales Gefälle: Schlusslicht ist Sachsen mit 50,7 Prozent, gefolgt von Thüringen (54,2), Brandenburg (54,7), Sachsen-Anhalt (55,6) und Bayern (57,6 Prozent). In Bremen sind dagegen mittlerweile mehr als zwei Drittel (68,8 Prozent) aller Einwohner mindestens einmal immunisiert, ähnlich ist es im Saarland (65,0 Prozent). (17.07.2021)

Studie rät zu intelligenter Schüleraufteilung im Wechselunterricht

Vor dem Beginn des neuen Schuljahres raten Soziologen dazu, bei Wechselunterricht Freundschaften unter den Kindern und Jugendlichen zu berücksichtigen. Wer bei steigenden Corona-Fallzahlen Infektionsausbrüche an Schulen vermeiden oder abmildern wolle, müsse die Schüler intelligent aufteilen. Die in der Fachzeitschrift The Lancet Regional Health – Europe erschienene Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung (MZES) und der Columbia University (USA) hatte Kontakte zwischen 14- und 15-Jährigen in mehr als 500 Klassen weiterführender Schulen in England, den Niederlanden, Schweden und Deutschland untersucht.

Dabei fand das Forschungsteam heraus, dass die zufällige Verteilung der Schüler in zwei Gruppen am wenigsten gegen die Ausbreitung der Infektion wirkte. Eine Aufteilung nach Geschlecht sei deutlich effektiver, da sich Kinder und Jugendliche im Schulalter eher mit Angehörigen des eigenen Geschlechts träfen. Als besonders wirksam erwies sich die Aufteilung, die die von den Schülerinnen und Schülern in Befragungen angegebenen Sozialkontakte berücksichtigte. Auch die Wahrscheinlichkeit für sogenanntes Superspreading – also relativ viele Ansteckungen, ausgehend von wenigen Infizierten – lasse sich mit dieser Form der Gruppenbildung anhand von Freundschaften verringern.

Außerdem konnte das Forschungsteam zeigen, dass der wechselnde Unterricht geteilter Schulklassen im wöchentlichen Turnus Infektionsketten besser unterbrechen kann als Unterrichtsformen, bei denen die Klassenhälften am selben Tag in der Schule präsent sind und beispielsweise unterschiedliche Räume zu verschiedenen Zeiten nutzen. Wöchentlicher Wechsel wirke wie eine Art kurze Quarantäne, während der ein aufkeimendes Infektionsgeschehen abklingen könne. (17.07.2021)

Verteidigungsministerium prüft Impfpflicht für Soldaten

Die Wehrbeauftragte Eva Högl hat sich für eine Corona-Impfpflicht für Soldatinnen und Soldaten ausgesprochen. “Da uns Covid-19 noch auf absehbare Zeit beschäftigen wird, befürworte ich eine Aufnahme in den Katalog duldungspflichtiger Impfungen”, sagte Högl den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Für Soldatinnen und Soldaten, die in den Einsatz gehen, sei die Impfung bereits verpflichtend.

In der Bundeswehr wurde die Duldungspflicht für Impf- und Vorsorgemaßnahmen vor einigen Jahren eingeführt. Dazu zählen etwa Impfungen gegen bestimmte übertragbare Krankheiten. Im Verteidigungsministerium läuft eine Prüfung, ob die Corona-Impfung in die Liste mit aufgenommen werden soll. “Bei meinen Truppenbesuchen erlebe ich eine hohe Bereitschaft unserer Soldatinnen und Soldaten, sich impfen zu lassen. Viele wünschen sich eine Covid-19-Impfung lieber heute als morgen”, erklärte Högl.

Die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hält dies derzeit nicht für angebracht: “Es gibt in Deutschland keine Impfpflicht, das bedeutet, dass es auch für die Soldaten und Soldatinnen keine Impflicht geben kann”, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Sie wünsche sich aber, dass alle so vernünftig seien, allein um die Kameraden zu schützen, sich impfen zu lassen. Die Bundesregierung hat eine allgemeine Corona-Impfpflicht und auch eine spezielle für bestimmte Berufsgruppen bisher ausgeschlossen. (17.07.2021)

Ministerpräsident Kretschmer gegen neue Schulschließungen

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat sich angesichts steigender Inzidenzen gegen erneute Schulschließungen ausgesprochen – und für die Impfung von Kindern und Jugendlichen. Offene Schulen und Kindergärten seien eine Frage der Bildungsgerechtigkeit, aber auch der psychischen Gesundheit von Kindern und Familien, sagte der CDU-Politiker im Interview der Düsseldorfer Rheinischen Post. Der Fehler, die Schulen zu schließen, dürfe nicht wiederholt werden.

Kretschmer plädierte für Impfungen von Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren. Sachsen habe genügend Impfstoffe und viele Kinderärzte, die bereit seien, junge Menschen zu impfen. Er hoffe auf eine entsprechende generelle Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) in den nächsten Tagen. “Dann hätten wir noch mehr Sicherheit und Akzeptanz. Es gibt einen großen Teil der Bevölkerung, der sich sehr nach den Kriterien der Stiko richtet. (17.07.2021)

Neue Risikogebiete ausgerufen

Wegen stark steigender Corona-Infektionszahlen stuft die Bundesregierung von Sonntag an die Niederlande, Griechenland und Teile Dänemarks als Risikogebiete ein. Das bedeutet, dass das Auswärtige Amt von touristischen Reisen in diese Länder und Regionen abrät. Für die Niederlande und die dänische Hauptstadtregion um Kopenhagen ergeben sich daraus auch praktische Folgen: Wer von dort auf dem Landweg nach Deutschland einreist und nicht geimpft oder genesen ist, muss wieder einen Corona-Test machen.

Mit Griechenland und den Niederlanden werden zwei weitere beliebte Urlaubsländer der Deutschen auf die Risikoliste gesetzt. Portugal und Zypern sind wegen besonders hoher Infektionszahlen sogar als Hochinzidenzgebiete eingestuft worden, was eine Quarantänepflicht von fünf bis zehn Tagen für Einreisende bedeutet, die nicht geimpft oder genesen sind. Dieses Schicksal bleibt Spanien vorerst noch erspart, obwohl die Sieben-Tage-Inzidenz dort inzwischen auf 282 gestiegen ist. Für Hochinzidenzgebiete gilt eigentlich ein Grenzwert von 200, es spielen allerdings weitere Faktoren eine Rolle. (16.07.2021)

Kinderärzte rufen Erwachsene zur Impfung auf

Kinder- und Jugendärzte appellieren an Erwachsene, sich impfen zu lassen. Da sich Kinder mangels einer Impfstoffzulassung meist noch nicht gegen das Virus immunisieren lassen könnten, seien Millionen von ihnen in Deutschland auf das Verantwortungsbewusstsein Erwachsener angewiesen, heißt es in einem gemeinsamen Aufruf des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). Der Impfappell ziele besonders auf Erwachsene, die beruflich mit jüngeren Kindern zusammenkommen, aber auch an die, “die über ihren eigenen Impfschutz zum Schutz der Jüngsten beitragen möchten”.

“Die Kinder haben eine viel zu lange Zeit der Zurücksetzung hinter sich. Vieles von dem, was für uns Erwachsene zu einem erfüllten Kinderleben dazugehört, blieb ihnen vorenthalten”, sagte DGKJ-Präsident Jörg Dötsch. “Wir müssen davon ausgehen, dass die Folgen der Lockdown-Maßnahmen für diese Altersgruppe schwerwiegender sind als die Krankheit selbst”, sagte BVKJ-Präsident Thomas Fischbach mit Blick auf psychische Beeinträchtigungen von Kindern, ihren Bewegungsmangel, Übergewicht bis hin zu Adipositas sowie auf Bildungsdefizite.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte vorerst keine generelle Impfempfehlung für Kinder ab zwölf Jahren ausgesprochen. Sie empfiehlt Impfungen nur für Zwölf- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen wie Adipositas. Unabhängig davon sind Impfungen aber als individuelle Entscheidung von Eltern mit ihren Kindern und den Ärztinnen und Ärzten möglich. Für Kinder unter zwölf Jahren gibt es bislang keinen zugelassenen Impfstoff. (15.07.2021)

Delta-Variante weiter auf dem Vormarsch

Die anteilsmäßige Ausbreitung der Delta-Variante hat sich in Deutschland weiter rasch fortgesetzt. Sie erreiche mittlerweile einen Anteil von 74 Prozent an den untersuchten Proben, heißt es in einem Bericht des Robert-Koch-Instituts. In den Wochen zuvor hatte sich der Delta-Anteil erst von 18 auf 39 und dann auf 60 Prozent erhöht. Infektionen mit der zuvor vorherrschenden Alpha-Variante hingegen nahmen sehr schnell ab, auf nun noch rund 22 Prozent. Weitere als besorgniserregend eingestufte Varianten des Coronavirus spielen unverändert eine untergeordnete Rolle in Deutschland. Es werden allerdings nicht alle positiven Proben auf Varianten untersucht.

Die in Indien entdeckte Delta-Variante (B.1.617.2) gilt als deutlich ansteckender als bisherige Formen des Virus. In mehreren anderen Ländern hat sie die Infektionszahlen massiv steigen lassen. Laborexperimente deuten laut RKI jedoch darauf hin, dass vollständig Geimpfte auch bei Delta einen hohen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen haben. (14.07.2021)

Keine Einschränkungen mehr für Geimpfte und Genesene in Baden-Württemberg

Menschen mit vollem Impfschutz gegen das Coronavirus und Genesene sollen nach den Plänen des Gesundheitsministeriums in Baden-Württemberg von Anfang September an alle Rechte zurückbekommen. Für sie entfallen dann die Corona-Einschränkungen, wie eine Sprecherin am Mittwoch sagte. Der Amtschef des Ministeriums, Uwe Lahl, sagte mehreren Zeitungen, für nicht vollständig Geimpfte oder Ungeimpfte solle es dann eine Testpflicht geben bei Besuchen von Restaurants, Bars, Clubs, Kultur- oder Sportveranstaltungen.

Die Neuregelung könnte Anfang September in Kraft treten. Unklar sei noch, ob die Pflicht-Tests für Nichtgeimpfte oder nicht vollständig Geimpfte ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 10 oder von 35 gilt. Für Menschen, die wegen ihres Gesundheitszustands nicht geimpft werden können, könnte die Testpflicht entfallen, wenn sie ein Attest eines Arztes vorlegen können. Es müsse auch noch entschieden werden, wie mit der Maskenpflicht für vollständig Geimpfte umgegangen wird.

Lahl sagte weiter, das Land wolle weiterhin aufklären und versuchen, alle impffähigen Menschen davon zu überzeugen, dass sie sich immunisieren lassen. Aktuell gehe die Impfbereitschaft zurück, obwohl es genügend Impfstoff gebe. “Wir wollen die Vorteile ins Schaufenster stellen, die das Impfen hat.” Der Amtschef sagte der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten, das Leben für nicht geimpfte Erwachsene werde schon bald schwer werden. Diese Menschen würden “in den kommenden Wochen viele Testungen benötigen, um am öffentlichen Leben teilnehmen zu können”. Zudem stelle sich die Frage, ob sie selbst dafür zahlen müssen. Die Sprecherin des Gesundheitsministeriums sagte, es könne durchaus sein, dass der Bund die hohen Kosten für die Tests nicht mehr dauerhaft übernimmt. “Selbstverständlich sind all jene davon ausgenommen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können.” (14.07.2021)

Inzidenzanstieg bei jungen Erwachsenen am stärksten

Das Robert-Koch-Institut und die Bundesregierung sorgen sich wegen einer möglichen Verbreitung der Delta-Variante unter jüngeren Leuten. “Wir hatten jetzt mehrere Tage, bei denen jeweils die Infektionszahl um 50, 55 Prozent höher als in der Vorwoche lag – das ist natürlich eine Entwicklung, die wir nicht gleichmütig betrachten können”, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Der Blick in die Niederlande, nach Spanien und Großbritannien zeige, “wie schnell sich eine Situation wieder sehr verschärfen kann”.

Bei den 20- bis 24-Jährigen ist die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland binnen zwei Wochen von 10 auf 19 gestiegen, stärker als in allen anderen Altersgruppen. Das sind Werte, die noch weit entfernt sind von jenen in Spanien. In der Region Katalonien wurde bei jungen Erwachsenen unter 30 Jahren eine 14-Tages-Inzidenz von bis zu 3000 festgestellt. (14.07.2021)

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