Corona aktuell: Mehr Impfdurchbrüche bei J&J-Impfstoff – Politik


Experten und Behörden fallen vermehrte Impfdurchbrüche bei Menschen auf, die mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson immunisiert wurden. Bislang sind 6106 Fälle bekannt, in denen es trotz eines vollständigen Impfschutzes durch dieses Vakzin zu einer Erkrankung gekommen ist, schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem aktuellen Wochenbericht. Laut RKI haben bislang gut drei Millionen Menschen eine Johnson-&-Johnson-Impfung bekommen. Auf eine Million Geimpfte kämen demnach grob überschlagen 2000 Impfdurchbrüche. Zum Vergleich: Bei Menschen, die als zweite Dosis den am häufigsten in Deutschland verwendeten Impfstoff (Biontech/Pfizer) erhalten haben, sind es etwa 675 Durchbrüche pro eine Million vollständig Geimpfte.

Das Präparat von Johnson & Johnson ist der einzige bisher in der EU zugelassene Corona-Impfstoff, bei dem es laut der EU-Arzneimittelbehörde (EMA) nur eine Dosis braucht. Nach dieser Impfung dauere es länger als nach den mRNA-Impfungen, zu denen etwa Biontech/Pfizer zählt, bis sich ausreichend Antikörper gebildet hätten, sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, der Deutschen Presse-Agentur. “Teilweise steigen die Spiegel mehr als einen Monat nach der Impfung noch an.”

Nach einer Johnson-&-Johnson-Impfung sei der Antikörperspiegel also deutlich geringer, als wenn ein anderer Impfstoff verwendet worden wäre. Deshalb scheine der Schutz vor einer Infektion deutlich schlechter zu sein, sagte Watzl. Vor einer schweren Corona-Erkrankung schütze das Vakzin aber sehr wohl, betonte er.

Eine Sprecherin des Pharmakonzern Johnson & Johnson sagte, dass kein Corona-Impfstoff derzeit Infektionen zu 100 Prozent verhindern könne. “Unser zugelassener Covid-19-Impfstoff als Einmaldosis kann jedoch nachweislich dazu beitragen, das Infektionsrisiko zu verringern und schwere Verläufe zu vermeiden”, betonte sie. Die Daten wiesen auf eine robuste und langanhaltende Wirkung über einen Zeitraum von bisher gemessenen acht Monaten hin – auch gegen Delta und andere Virus-Varianten. (17.09.2021)

Israels Sanitätstruppe betreut Corona-Kranke zu Hause

Um die Krankenhäuser in der Corona-Krise zu entlasten, betreut die Sanitätstruppe der israelischen Armee seit dieser Woche Corona-Infizierte zu Hause. Dutzende Teams aus Arzt, Krankenpfleger und Fahrer würden zunächst 250 Kranke täglich besuchen, teilte die Armee mit. Die Operation “Hand in Hand” könne bei Bedarf aber noch ausgebaut werden.

In Israel wurden zuletzt mehrfach mehr als 10 000 neue Corona-Fälle pro Tag registriert – die höchsten Zahlen seit Beginn der Pandemie. Am Freitag meldete das Gesundheitsministerium 3171 neue Corona-Infizierte für den Vortag. Allerdings war auch deutlich weniger getestet worden. 658 Corona-Infizierte sind schwer krank. Knapp 60 Prozent der rund 9,4 Millionen Israelis sind geimpft. (17.09.2021)

Inzidenz in Deutschland sinkt weiter auf 74,7

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 11 022 neue Corona-Fälle. Das sind 1947 weniger als am Donnerstag vor einer Woche, als 12 969 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 74,7 von 76,3 am Vortag. 20 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 92 857.

Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz bei der Hospitalisierung steigt laut RKI leicht auf 1,89, am Vortag lag sie bei 1,87 pro 100 000 Einwohner. Der Wert ist im aktualisierten Infektionsschutzgesetz maßgebend für den Umgang mit der Pandemie und hat dabei die Sieben-Tage-Inzidenz der neuen Positiv-Tests abgelöst. Es wurden 527 Krankenhauseinweisungen “mit Covid-19” gemeldet, insgesamt befanden sich 1551 Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung. Das sind 25 mehr als am Vortag.(17.09.2021)

Italien schreibt allen Beschäftigten Impfung oder Test vor

Als erstes Land in Europa schreibt Italien künftig allen Beschäftigten im privaten und öffentlichen Bereich Impfungen oder negative Corona-Tests vor, um ihrer Arbeit nachzugehen. Die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi beschloss, den sogenannten Grünen Pass umfangreich auszuweiten. Wer kein Zertifikat vorweisen kann, darf vom 15. Oktober an nicht mehr zur Arbeit in Büros, Behörden, Geschäften oder der Gastronomie gehen. Mit der Maßnahme will Draghi Impfgegner und -zweifler umstimmen. In Italien waren bis Donnerstag 75 Prozent der Menschen über zwölf Jahren geimpft.

Das neue Dekret setzte Draghi trotz der Proteste der Gewerkschaften und von Teilen der rechten Parteien durch. Diese hatten in den Beratungen mit dem Regierungschef erfolglos gefordert, dass Tests als Alternativen zu Impfungen kostenlos bleiben müssten. Es dürfe nicht sein, dass man bezahlen müsse, um arbeiten zu gehen, hieß es. Draghis Kabinett aber beschloss lediglich Preisdeckelungen: Ein Test für Erwachsene darf nicht mehr als 15 Euro kosten, für Kinder acht Euro.

Verstöße gegen die Regeln sollen scharf geahndet werden: Wer keinen Grünen Pass (dazu zählt auch das EU-Corona-Zertifikat) hat und deshalb nicht zur Arbeit erscheint, darf ohne Bezahlung freigestellt werden – in öffentlichen Einrichtungen nach fünf Tagen, in der Privatwirtschaft sofort. In einigen Bereichen wie etwa an Schulen ist der Grüne Pass bereits Pflicht. Arbeitgebern, die nicht kontrollieren, droht ein Bußgeld von bis zu 1500 Euro. Das neue Dekret wird vom 15. Oktober bis 31. Dezember gelten. Bis Jahresende gilt in Italien offiziell noch der Corona-Notstand. (16.09.2021)

127 Beschäftigte infiziert – Schlachthof dicht

Nach einem Coronavirus-Ausbruch mit inzwischen 127 infizierten Beschäftigten ruht der Betrieb in einem Schlachthof im niedersächsischen Georgsmarienhütte. 38 positiv getestete Beschäftigte wohnen im Landkreis Osnabrück, wie die Behörde mitteilte, 89 im benachbarten Kreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen. Dort gibt es unter anderem in Lengerich Sammelunterkünfte für rumänische Arbeiter. Unter den positiv Getesteten sind auch bereits Geimpfte, in Lengerich laut einem Stadtsprecher mindestens 25 Prozent. Es handele sich überwiegend um Männer.

Der erste Fall war dem Schlachthof-Betreiber Steinemann Holding GmbH bei einem Test vor Dienstbeginn im Betrieb aufgefallen. Es handelte sich um einen Reiserückkehrer, der nach Betriebsangaben kurz zuvor geimpft worden war. Zu Ansteckungen sei es nicht im Schlachthof, sondern offenbar bei privaten Treffen gekommen, bevor die Quarantäne angeordnet gewesen sei, sagte Geschäftsführer Andreas Steinemann. Der Schlachthof bleibe voraussichtlich bis Ende September geschlossen. (16.09.2021)

Schnelltests für Schwangere und Zwölf- bis 17-Jährige bis Ende 2021 kostenfrei

Kostenlose Corona-Schnelltests soll es für Zwölf- bis 17-Jährige und für Schwangere noch bis Ende 2021 geben. Bis dahin werde man die Kosten übernehmen, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) der Welt. Für beide Gruppen sei die Impfempfehlung erst kürzlich gekommen. “Sie haben in diesen Wochen die Chance, sich impfen zu lassen.” Ungeimpfte müssen vom 11. Oktober an Corona-Tests selbst bezahlen. Davon ausgenommen sind Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können und zunächst auch Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. (16.09.2021)

WHO kritisiert Horten von Impfdosen in reichen Ländern

Die Afrika-Chefin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Matshidiso Moeti, wirft reichen Staaten das Horten von Impfdosen vor. Dadurch würden viele Menschen in armen afrikanischen Ländern vom Zugang zu den lebensrettenden Wirkstoffen ausgeschlossen, kritisierte sie.

Die WHO-Regionaldirektorin für Afrika verlangte von den reichen Ländern, ihre Überschüsse dem internationalen Programm Covax zu übergeben. Nach ihren Angaben sind bislang nur 50 Millionen Menschen oder 3,6 Prozent der Bevölkerung Afrikas gegen den Erreger von Covid-19 vollständig geimpft. In vielen reichen Ländern ist bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung immunisiert.

Nach Moetis Angaben sind inzwischen acht Millionen Covid-19-Fälle in Afrika erfasst worden. In der neunten aufeinanderfolgenden Woche seien die Fallzahlen zurückgegangen. Die WHO weist jedoch regelmäßig darauf hin, dass die Dunkelziffern in Afrika weitaus höher seien. Das liege vor allem an den mangelnden Testkapazitäten und der Weigerung vieler Menschen, sich untersuchen zu lassen.

Im Covax-Programm haben sich mehrere internationale Organisationen wie die WHO, das Kinderhilfswerk Unicef und die Impfallianz Gavi zusammengeschlossen, um eine gleichmäßigere Verteilung von Corona-Impfstoffen zu gewährleisten. Vor allem die Menschen in den armen Ländern sollen einen besseren Zugang zu den Vakzinen erhalten. (16.09.2021)

3000 Gesundheitskräfte wegen Impfpflicht in Frankreich suspendiert

Mit Start der Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen in Frankreich sind etwa 3000 Angestellte vorläufig suspendiert worden. Sie hätten noch keine erste Impfung gegen das Coronavirus vorweisen können, sagte Gesundheitsminister Olivier Véran am Donnerstag. Er gehe aber davon aus, dass die Angestellten, die etwa in Bereichen wie Küche oder Wäscherei arbeiteten, die Impfung schnell nachholten.

“Alle, die mit kranken und schwachen Menschen in Kliniken oder Heimen arbeiten, sind jetzt geimpft”, betonte der Minister. Es habe nur wenige Dutzend Kündigungen von Beschäftigten gegeben, die mit der Impfpflicht gar nicht einverstanden seien.

Betroffen von der Impfpflicht in Frankreich sind etwa 2,7 Millionen Beschäftigte, überwiegend im Gesundheitssektor, aber auch Feuerwehrleute, Beschäftigte des Zivilschutzes sowie Polizisten. Wer bislang nur die erste Impfdosis erhalten hat, muss zudem einen negativen Test in der Arbeit vorlegen – so lange bis er einen vollständigen Impfschutz hat. Ihre Impftermine dürfen die Beschäftigten ausdrücklich in die Arbeitszeit legen, um die Impfung zu erleichtern. Gegen die verschärften Corona-Regeln, zu denen auch die Impfpflicht gehört, wird seit Wochen demonstriert, die Teilnehmerzahl sinkt aber beständig. (16.09.2021)

Corona-Spürhunde sollen bei Konzerten Infizierte erschnüffeln

Bei einer Konzertreihe in Hannover wird erstmals der Einsatz ausgebildeter Corona-Spürhunde erprobt. Sie sollen beim Einlass infizierte Menschen erschnüffeln. “Ich freue mich, dass die Machbarkeitsstudie jetzt an den Start geht”, sagte Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU).

“Es wird Zeit, etwas mehr Normalität zu wagen”, fügte Thümler hinzu. “Die Studie könnte einen Lichtblick für Künstlerinnen und Künstler bedeuten. Aktueller kann Forschung kaum sein.” Das vom Ministerium mit 1,3 Millionen Euro unterstützte Projekt ist eine Gemeinschaftsinitiative der Tierärztlichen Hochschule Hannover und von Konzertveranstaltern der Landeshauptstadt. Die Corona-Hunde sollen bei vier Konzerten eingesetzt werden.

“Wir hoffen sehr, mit dem Projekt auch in einer Realsituation bestätigen zu können, dass gut trainierte Hunde mit ihrer hohen Leistungsfähigkeit in der Lage sind, coronapositive Menschen zu erkennen”, sagte der Präsident der Tierärztlichen Hochschule, Gerhard Greif. Eine Pilotstudie der Hochschule hatte gezeigt, dass die Corona-Hunde mit ihrem ausgeprägten Geruchssinn Speichelproben von infizierten und gesunden Menschen mit etwa 94-prozentiger Sicherheit unterscheiden können. Eine Folgestudie ergab, dass auch Schweiß und Urin geeignetes Probenmaterial sind. (16.09.2021)

Politiker warnen vor Radikalisierung der Impfgegner

Nach einem versuchten Brandanschlag auf ein sächsisches Impfzentrum haben Innenpolitiker des Bundestags vor einer Radikalisierung der Impfgegner gewarnt. “Die zunehmende Gewalt aus der sogenannten Querdenker-Szene gegen öffentliche Institutionen und Gesundheitseinrichtungen ist zutiefst besorgniserregend”, sagte der innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Konstantin Kuhle, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Radikale Impfgegner und Querdenker seien eine Gefahr für die Gesellschaft und trügen durch Falschinformationen und Verunsicherung dazu bei, dass sich weniger Menschen impfen ließen.

Die innenpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Irene Mihalic, sagte, seit Monaten beobachte man eine Radikalisierung der Szene. Der Unionsinnenpolitiker Mathias Middelberg (CDU) forderte eine konsequente Aufklärung durch Polizei und Justiz. Der Verfassungsschutz müsse bei der Szene weiter genau hinsehen.

Im sächsischen Vogtlandkreis hatten Unbekannte am Dienstagabend drei Flaschen mit einer brennbaren Flüssigkeit gegen ein Rolltor an einem Impfzentrum geworfen. Die Brandsätze zündeten nicht, weswegen kein Feuer ausbrach. (16.09.2021)

Forscher in Hongkong empfehlen nur eine Biontech-Dosis für Jugendliche

Gesundheitsexperten in Hongkong empfehlen wegen des erhöhten Auftretens von Herzmuskelentzündungen nur eine Impfung mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer für Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren. Die Erkrankung trete in dieser Altersgruppe häufiger auf als ursprünglich angenommen, sagt Lau Yu-lung, Vorsitzender des Impf-Gremiums, das die Regierung berät. Mit einer Einmalgabe des Vakzins könne das Risiko “deutlich verringert” werden. (16.09.2021)

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