Corona aktuell: 4. Welle wohl trotz Inzidenz-Stagnation – Politik


Trotz einer seit mehreren Tagen stabilen Infektionslage in Deutschland warnt ein Experte vor voreiligen Schlüssen. Der Saarbrücker Experte für Corona-Prognosen, Thorsten Lehr, hält die Stagnation der Zahl der Neuinfektionen nicht für das Ende der vierten Welle und einen sprunghaften Wiederanstieg der Corona-Zahlen für möglich. “Dieses Verhalten der Inzidenzkurve haben wir fast auf den Tag genau im letzten Jahr beobachten können”, sagt Lehr.

Auch vor einem Jahr sei die Inzidenz leicht abgesunken und auf konstantem, etwas niedrigerem Niveau wie jetzt verharrt, bevor sie Ende September wieder stark angestiegen sei. “Bei der aktuellen Impfsituation und den gelockerten Kontaktbeschränkungen ist ein ähnlicher Anstieg Ende September, Anfang Oktober wieder erwartbar”, warnte Lehr.

Die Stagnation der Infektionszahlen begründete Lehr mit der abebbenden Zahl der Reiserückkehrer und durch sie eingeschleppter Infektionen. Zudem seien in vielen Bundesländern nach den Sommerferien zunächst die Infektionszahlen bei Schülern explosionsartig angestiegen. Durch das kontinuierliche Testen und Quarantänemaßnahmen bei Kontaktpersonen komme es vielerorts ein bis zwei Wochen nach dem Schulstart aber zu einer Stagnation oder sogar Abnahme der Zahlen in dieser Altersgruppe.

Weitere Bundesländer stehen vor Einführung der 2-G-Regel

Weitere Bundesländer stehen vor der Einführung von 2-G-Regeln. So können geimpfte und genesene Menschen etwa in Berlin mit weiteren Erleichterungen rechnen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur beschloss der Senat die Einführung eines 2-G-Optionsmodells: In etlichen Bereichen wie der Gastronomie oder bei Veranstaltungen können die Betreiber dann selbst entscheiden, ob sie den Zutritt zu Innenräumen nur Geimpften oder Genesenen (2 G) oder auch Getesteten (3 G) erlauben. Im Falle von 2 G würden bisherige Corona-Einschränkungen wie Abstand oder Maske wegfallen.

Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) hatte sich bereits zuvor geäußert: “Das 2-G-Modell ist zentral, um einen weiteren Lockdown zu verhindern”, sagte sie am Dienstag. “Für die Veranstaltungsbranche und die Gastronomie ist 2 G eine Möglichkeit, um mehr Teilnehmende beziehungsweise Gäste empfangen zu können, weil Abstandspflichten und Obergrenzen für Geimpfte und Genesene deutlich gelockert werden können.”

Auch in Brandenburg entscheidet das Kabinett am heutigen Dienstag darüber, ob Veranstalter und Betreiber von Einrichtungen die Option haben sollen, die 2-G-Regel einzuführen. Im Gegenzug sollen Corona-Auflagen wegfallen.

In Niedersachsen soll die 2-G-Regel künftig in mehr Bereichen angewendet werden können – etwa in der Gastronomie, der Kultur, bei Veranstaltungen oder dem Sport. In der bisherigen Corona-Verordnung können bereits Betreiber von Diskotheken, Clubs und Shisha-Bars den Zugang auf Gäste beschränken, die geimpft oder genesen sind. Die neue Ausweitung kündigte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) im Landtag in Hannover an. Menschen bis 18 Jahre sollen demnach auch ohne Impfung oder Genesung Zutritt bekommen, da sie sich regelmäßig vor dem Schulbesuch testen. Kinder, die jünger als zwölf Jahre sind, können sich noch nicht impfen lassen. Die derzeitige Corona-Landesverordnung gilt noch bis zum 22. September. Die Ausweitung der 2-G-Regel wird somit voraussichtlich in der kommenden Woche umgesetzt. (14.09.2021)

Putin geht in Selbstisolation

Wenige Tage vor der Parlamentswahl in Russland begibt sich Präsident Wladimir Putin laut Kreml wegen mehrerer Corona-Fälle in seiner Umgebung in Selbstisolation. Putin selbst sei absolut gesund, sagte sein Sprecher Dmitrij Peskow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge. Der mit dem Vakzin Sputnik V geimpfte 68-Jährige werde “für eine gewisse Zeit” etwa auf persönliche Treffen verzichten und nur online an Konferenzen teilnehmen, teilte der Kreml mit.

Der Kreml machte keine Angaben, wer mit dem Coronavirus infiziert ist. Der Corona-Fall wirke sich nicht auf Putins Arbeit aus. Er werde aber keine Veranstaltungen besuchen. Es wurde erwartet, dass der Präsident etwa eine Woche in Quarantäne bleibt. Vom kommenden Freitag an bis Sonntag wird die Staatsduma gewählt. Es war erwartet worden, dass Putin persönlich in einem Wahllokal seine Stimme abgibt.

Die russischen Behörden meldeten am Dienstag landesweit 17 800 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden, deutlich weniger als noch im Juli. Allerdings ist die Zahl der Toten weiterhin hoch: Es seien 781 Todesfälle innerhalb eines Tages registriert worden. Nach wie vor ist die Zahl der Geimpften vergleichsweise gering. Nach jüngsten offiziellen Angaben haben 39 Millionen Menschen zwei Komponenten der Corona-Impfung bekommen. Das sind 26 Prozent der Bevölkerung. (14.09.2021)

Chinesische Metropole Xiamen geht in Lockdown

Nach einem neuen Coronavirus-Ausbruch fordern die Behörden der Küstenmetropole Xiamen im Südosten Chinas Bewohner dazu auf, die Stadt nicht mehr zu verlassen. Großveranstaltungen werden abgesagt, Restaurants und Einkaufszentren angewiesen, die Zahl der Besucher zu reduzieren. Schulen schwenken auf Online-Unterricht um.

Am Montag wurden 32 neue Corona-Fälle entdeckt, womit die Zahl der Infektionen in der Provinz Fujian seit der vergangenen Woche auf mehr als 100 angestiegen ist. Der aktuelle Ausbruch hat seinen Ursprung in der Stadt Putian, die nordöstlich von Xiamen liegt. Es wird vermutet, dass ein Familienvater nach seiner Rückkehr aus Singapur das Virus eingeschleppt hat. Der Mann reiste am 4. August zurück nach China, verbrachte 21 Tage in Quarantäne und wurde neun Mal negativ auf das Virus getestet. Erst am vergangenen Freitag fiel ein Test schließlich positiv aus. Auch Putian befindet sich seit dem Wochenende im Lockdown.

Die chinesische Regierung verfolgt eine “Null-Covid-Strategie”. Mit Ausgangssperren, Massentests, Kontaktverfolgung, Quarantäne und strengen Einreisebeschränkungen hat das Land das Coronavirus weitgehend im Griff. Zuletzt hatte es eine Häufung lokaler Ausbrüche der Delta-Variante gegeben, die aber bislang mit strikten Maßnahmen stets wieder unter Kontrolle gebracht werden konnten. (14.09.2021)

Stiko: Grippe- und Corona-Impfung gleichzeitig möglich

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat keine Bedenken gegen die gleichzeitige Verabreichung einer Corona- und einer Grippeimpfung. Es gebe keine Hinweise, dass dann einer der beiden Impfstoffe nicht mehr wirke, sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens. “Insofern ist diese Vorsichtsmaßnahme des Auseinanderziehens der beiden Impfungen nicht mehr nötig.”

Vor dem Hintergrund, dass in diesem Winter anders als im Vorjahr weniger Corona-Regeln gelten dürften, hält Mertens eine Grippeschutzimpfung für dringend geboten. “Angesichts der Tatsache, dass wir in der vergangenen Saison einen Ausfall der Grippe hatten, würde ich sehr dazu raten, dass sich die Menschen, die ein Risiko für eine schwere Grippe-Erkrankung haben, tatsächlich gerade jetzt impfen lassen sollten.” (14.09.2021)

Sieben-Tage-Inzidenz sinkt leicht auf 81,1

Das Infektionsgeschehen in Deutschland weist derzeit kaum Dynamik auf. Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen liegt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts von Dienstagmorgen bei 81,1. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 81,9 gelegen, vor einer Woche bei 83,8.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 6325 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 6726 Ansteckungen gelegen. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 68 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 59 Todesfälle gewesen.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Montag mit 1,79 an (Freitag: 1,95). Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 92 686. (14.09.2021)

Schuster sieht zunehmende Verrohung

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, fordert mehr Anstrengungen gegen eine aus seiner Sicht in der Corona-Pandemie gewachsene gesellschaftliche Verrohung. “Aggression und Hetze haben zugenommen, ganz massiv durch Menschen, die sich ausgerechnet als Quer-Denker bezeichnen”, sagte er der Augsburger Allgemeinen. “Für die nahe Zukunft wünsche ich mir etwas, was im ersten Moment altmodisch klingt: Respekt und Anstand.” Und weiter: “Ob im Sportverein oder in der Kneipe, ob in der Bahn oder im Internet – es wird Zeit, dass die immer stärker verbreitete Herabsetzung von Menschen wieder aufhört.”

Sie treffe vor allem Minderheiten: Juden, Muslime, homosexuelle oder behinderte Menschen, häufig aber auch Frauen. “Hass schlägt allzu oft ebenso Polizisten, Feuerwehrleuten oder Rettungssanitätern entgegen – ausgerechnet jenen Menschen, die für unsere Sicherheit und Gesundheit den Kopf hinhalten”, sagte Schuster. (14.09.2021)

Merkel: “Nie war es einfacher, eine Impfung zu bekommen”

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie soll vom heutigen Montag an eine bundesweite Impfaktionswoche neue Fortschritte bringen. Jeder kann sich an zahlreichen Stellen ohne Termin und kostenlos gegen Corona impfen lassen. In den sozialen Medien wird die Aktion unter dem Hashtag #HierWirdGeimpft begleitet. Neben den dauerhaften Impfmöglichkeiten etwa in den Impfzentren sollen zahlreiche temporäre Angebote, zum Beispiel in Bibliotheken oder Einkaufszentren, die Impfquote nach oben treiben.

Und es soll auch danach noch spezielle Aktionen geben, wie Kanzleramtsminister Helge Braun am Sonntagabend im ZDF ankündigte. “Das endet nicht mit der Impfwoche.” Die direkten und bürgernahen Impfangebote im Rahmen der Aktionswoche sollten dazu beitragen, eine vierte Welle der Pandemie im Winter noch zu verhindern. “Wenn wir nichts tun, dann kommt sie ziemlich sicher”, sagte Braun. Das bedeute dann im Ergebnis, dass diejenigen, die geimpft seien, etwa mit ihren Operationen zurückstehen müssten, weil Ungeimpfte in den Krankenhäusern lägen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rief dazu auf, die Angebote zu nutzen. “Nie war es einfacher, eine Impfung zu bekommen. Nie ging es schneller.”

“Ich vertraue noch auf die Einsicht der Menschen”, sagte Unionskanzlerkandidat Armin Laschet im ARD-“Morgenmagazin”https://www.sueddeutsche.de/politik/.”Echte Impfverweigerer gibt es gar nicht so viele.” Man müsse nun diejenigen ermutigen, die noch nicht den Schritt für eine Impfung getan hätten. Seine Kontrahentin von den Grünen, Annalena Baerbock, kritisierte am Sonntagabend im TV-Triell, dass es erst nach eineinhalb Jahren Pandemie eine bundesweite Aktionswoche zum Impfen gebe.

Der Städte- und Gemeindebund forderte, die sozialen Netzwerke noch stärker in die Impfkampagne einzubinden. Es sei immer hilfreich, “wenn Prominente aus Kunst, Kultur und Sport sich klar zur Impfung bekennen und dazu aufrufen. So wie wir etwa Lesebotschafter haben, sollte es auch Impfbotschafter geben”, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der Rheinischen Post. Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) will Ungeimpfte unter anderem mit einem Gratis-Imbiss motivieren. Zum Beispiel “mit einer langen Nacht des Impfens und mit Döner-Gutscheinen”, sagte sie im Sender RTL/ntv.

Derzeit sind gut 62 Prozent der Menschen in Deutschland vollständig gegen Corona geimpft. Die Quote stieg zuletzt nur langsam weiter an. Nach Ansicht von Experten sind mindestens 75 Prozent nötig, um die vierte Welle noch abzuflachen, deutlich mehr, um sie zu verhindern. (13.09.2021)

AfD will gegen 2-G-Regel klagen

Die Fraktionschefin der AfD im Bundestag, Alice Weidel, kündigt Klagen ihrer Partei gegen die sogenannte 2-G-Regel an. “Wir werden in jedem Fall gegen jegliche Diskriminierung von Ungeimpften vorgehen”, sagt Weidel dem Nachrichtenportal T-Online. Die 2-G-Regel bedeutet, dass nur Geimpften und Genesenen Zutritt zu bestimmten Bereichen des öffentlichen Lebens erlaubt wird. (12.09.2021)

Britische Regierung erwartet keinen Lockdown mehr

Der britische Gesundheitsminister Sajid Javid rechnet nicht mit weiteren Lockdowns im Kampf gegen die Corona-Krise. “Ich erwarte keine weiteren Lockdowns”, sagte Javid am Sonntag in der BBC. Zugleich schloss er aus, dass nur noch Menschen mit einem sogenannten Covid-Ausweis der Zugang zu Großveranstaltungen ermöglicht werde. “Wir haben uns das gründlich angeschaut”, betonte Javid. Man werde jedoch “die Pläne für Impfpässe nicht weiterverfolgen”.

Premierminister Boris Johnson will in den kommenden Tagen seine Pläne für den Kampf gegen das Coronavirus in der kälteren Jahreszeit vorlegen, wenn sich die Menschen wieder verstärkt drinnen aufhalten. Johnson werde deutlich machen, dass die Impfkampagne funktioniere, sagte Javid dem Sender Sky News. “Natürlich wollen wir trotzdem sehr vorsichtig sein.” So müssten einige Regeln etwa bei Reisen in Kraft bleiben. Großbritannien gilt als eines der am stärksten von dem Infektionsgeschehen betroffenen europäischen Länder. Das Land hat allerdings sehr früh mit den Impfungen begonnen. (12.09.2021)

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