Belgien erneut vom Unwetter stark getroffen – Panorama


In Belgien sind bei erneuten Unwettern zahlreiche Autos weggeschwemmt und Menschen in Sicherheit gebracht worden. In der Stadt Dinant blockierten die vom Wasser mitgerissenen Fahrzeuge einen Bahnübergang, wie die Nachrichtenagentur Belga am Samstagabend unter Berufung auf das Bahnunternehmen Infrabel berichtete. Der Bahnverkehr sei wegen des Hochwassers Mitte Juli aber bereits eingestellt gewesen. In der Stadt Namur in der gleichnamigen Provinz seien wegen des Wetters Häuser evakuiert worden. Die Stadt liegt nur etwa 100 Kilometer westlich von Aachen. “Es ist eine Katastrophe”, zitiert Belga die Feuerwehr.

Auf Bildern in einem Bericht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks RTBF ist zu sehen, wie sich Straßenzüge in reißende Flüsse verwandelt haben. Neben Namur und Dinant seien noch weitere Städte und Dörfer betroffen, berichtete Belga. Unter anderem wurde von Erdrutschen in Wallonisch-Brabant südlich von Brüssel berichtet. In der Provinz Antwerpen im Norden des Landes habe es wetterbedingte Einsätze der Feuerwehr gegeben. Es sei Wasser in Häuser geströmt, zudem habe ein Blitz ein Haus getroffen. Über Tote oder Verletzte wurde zunächst nichts bekannt.

Ähnlich wie in Deutschland war es auch in Belgien vor gut einer Woche zu heftigem Unwetter mit Todesopfern gekommen. Nach Angaben vom Freitag starben 36 Menschen. (25.07.2021)

Hagel in Bayern – kaum Regen in Hochwassergebieten im Westen

Auch über Bayern ist am Samstagabend und in der Nacht auf Sonntag das Unwetter gezogen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte zuvor vor unwetterartigen Gewittern mit Starkregen gewarnt. Vor allem südlich der Donau regnete es einer DWD-Sprecherin zufolge teils auch heftig.

Dem Bayerischen Rundfunk zufolge gab es örtlich “Sturmböen und golfballgroße Hagelkörner”. Größere Schäden seien ersten Informationen zufolge aber ausgeblieben. In Kempten sei der Hagel nach zehn Minuten vorüber gewesen. Rettungskräfte mussten dem BR zufolge umgestürzte Bäume von Straßen räumen und berichteten von “kleineren Überschwemmungen”. Die Lage habe sich aber schnell wieder entspannt.

In den Hochwassergebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ist es hingegen – entgegen vorheriger Befürchtungen – nahezu trocken geblieben. Nach einigen Niederschlägen am Samstagnachmittag habe es in der Nacht in den Regionen kaum noch geregnet, sagte eine Sprecherin vom Deutschen Wetterdienst am Sonntagmorgen. Beispielsweise in der Nordeifel seien am Samstag im Schnitt fünf bis zehn Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Die Sprecherin betonte aber auch, dass in der jetzigen Situation schon kleine Mengen Niederschlag zum Problem werden könnten, da Abflüsse verstopft und die Kanalisationen beschädigt sind. In Stuttgart hat ein verstopfter Gulli zu Überschwemmungen in der Innenstadt geführt. Dadurch stand die Schillerstraße in der Nähe des Hauptbahnhofs unter Wasser und wurde vorübergehend gesperrt. Auch in den Kreisen Heilbronnund Ludwigsburg gab es überschwemmte Straßen und vollgelaufene Keller. (25.07.2021)

Innenminister fordern mehr Geld für Sirnen-Förderprogramm

Die Innenminister aus Niedersachsen, Bayern und Nordrhein-Westfalen fordern eine Aufstockung der Gelder bei dem neuen Sirenen-Förderprogramms der Bundes. Eine Einmalzahlung von 90 Millionen Euro sei nur ein Bruchteil des wirklich benötigten, sagte Niedersachsens Ressortchef Boris Pistorius (SPD) der Welt am Sonntag. Dabei sei der Bund in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass wieder ein bundesweit funktionierendes Warnsystem installiert werde.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, das Programm sollte noch deutlich aufgestockt werden. Gerade nachts und bei drohenden Lebensgefahren brauche man den durchdringenden Sirenenwarnton, um möglichst alle Bürger zu erreichen. NRW-Amtsinhaber Herbert Reul (CDU) erklärte, wenn noch mehr Geld bereit stünde, könnten die Kommunen noch mehr in die Warn-Infrastruktur investieren.

EU-Hilfe: Angebot beim Wiederaufbau

Bei der Bewältigung der Folgen der Flutkatastrophe bietet die EU-Kommission Deutschland Hilfe an. “Mit Blick auf die Wiederaufbauphase nach dem Desaster hat die EU eine Reihe von Instrumenten zur Verfügung, um die Mitgliedstaaten zu unterstützen”, sagt der zuständige EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic, der Welt am Sonntag. Mit Hilfe des “EU-Solidaritätsfonds” könne “ein Teil der Kosten, die den Behörden bei Notfalleinsätzen und beim Wiederaufbau entstehen, übernehmen.”

Zusätzlich biete die EU-Kommission zahlreiche Informationen und Programme an, um die Mitgliedsländer bei einem besseren Katastrophenschutz zu unterstützen. Deutschland habe anders als Belgien bisher bei der Flutkatastrophe keine EU-Hilfe angefordert, erklärt der EU-Kommissar. “Vielmehr bot Deutschland entsprechend seinen Kapazitäten Hilfe für Belgien an.” (25.07.2021)

Evakuierungen angeboten

Rund eineinhalb Wochen nach der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz sollten in dem betroffenen Gebiet am Samstag erneut Regenfälle einsetzen – und es wurden Evakuierungen angeboten. In den gefährdeten Gebieten Schuld, Insul, Dümpelfeld und Bad Neuenahr sollen die Menschen demnach mit Shuttlebussen zu einer Notunterkunft in Leimersdorf gebracht werden können. “Das entscheiden dann die Menschen selbst”, so Hermann, denn die Wetterlage sei nicht so verschärft wie in der vergangenen Woche. “Aber wir haben eine nicht mehr funktionierende Kanalisation.” Daher würden sich die Regenfälle anders auswirken als noch vor zehn Tagen.

Wegen der Wetterlage könnten die Helfer nicht so intensiv arbeiten wie zuvor. Dies soll laut Hermann für eine konzentrierte Abfall-Abfuhraktion genutzt werden. Ziel sei es, die sich am Straßenrand auftürmenden Müllberge so schnell wie möglich zu beseitigen. Denn sie seien einerseits ein Seuchenherd, andererseits störten sie den Verkehr. Zudem werde der Platz benötigt, um die Kanalisation spülen zu können. (24.07.2021)

Amtliche Warnung vor starkem Gewitter in NRW

Der Deutsche Wetterdienst hatte am Samstagnachmittag eine amtliche Warnung der Stufe 2 vor starkem Gewitter mit Sturmböen um 70 Stundenkilometer, Starkregen und Hagel herausgegeben. Laut Warnkarte seien zunächst vor allem das Münsterland und nördliche Teile des Ruhrgebiets betroffen. Die Niederschlagsmengen wurden mit 20 bis 30 Liter pro Quadratmeter binnen sechs Stunden angegeben.

Zum Vergleich: In der vergangenen Woche hatte flächendeckender Dauerregen mit Regenmengen von teilweise mehr als 150 Liter pro Quadratmeter für die Hochwasser-Katastrophe in Teilen von NRW und Rheinland-Pfalz gesorgt. Der DWD rechnet mit keinem Extremwetterereignis dieser Dimension.

Bereits hochwassergeschädigte Kommunen wie etwa Leichlingen rüsteten sich bereits für neuen Starkregen und legten Abflüsse frei. An der Steinbachtalsperre wurden vorsorglich Pumpenkapazitäten bereitgestellt, um den Wasserstand unterhalb einer kritischen Höhe zu halten. (24.07.2021)

Wetterdienst warnt vor weiteren Unwettern in Bayern – Sturzfluten möglich

Eine Unwetterfront hat am Samstag in einigen Teilen Bayerns erneut zu Gewittern und Regenschauerrn geführt. Größere Einsätze waren der Polizei zunächst nicht bekannt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte allerdings vor weiteren unwetterartigen Gewittern mit Starkregen – insbesondere in der Nacht zu Sonntag.

Der Schwerpunkt soll an den Alpen und dem südlichen Alpenvorland liegen. Aufgrund starker Regenfälle könne es örtlich zu Überschwemmungen kommen, hieß es. An einigen Flüssen sei ein Erreichen der Meldestufen nicht auszuschließen, teilte der Hochwassernachrichtendienst Bayern am Samstag mit. Dort seien auch extreme Sturzfluten möglich.

Laut DWD sollen sich dann am Sonntag Wolken und kurze sonnige Abschnitte abwechseln. Im Tagesverlauf seien vermehrt Schauer und Gewitter zu erwarten. In Alpennähe drohten neuerliche örtliche Unwetter. In der Nacht zum Montag sollen die Unwetter dann aber erst einmal nachlassen. (24.07.2021)

Freiwillige Helfer sollen Katastrophengebiet Ahr schnell verlassen

Freiwillige Helfer im Krisengebiet Ahr sollen dieses wegen der schwierigen Umstände dort möglichst schnell verlassen. Das teilte die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion mit. Als Grund nannte sie die starken Niederschläge an diesem Wochenende, die zerstörte Infrastruktur und die unübersichtliche Verkehrssituation. Den Angaben zufolge werden Shuttle-Busse eingesetzt, die die Helfer zurückbringen. Wer geplant hatte, als freiwilliger Helfer dorthin zu fahren, soll dies nicht tun.

Das Polizeipräsidium Koblenz und der Krisenstab hatte schon früher am Tag an Helferinnen und Helfer appeliert, sich nicht mehr auf den Weg in das Katastrophengebiet in Rheinland-Pfalz zu machen. “Die Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung ist weiterhin überwältigend und ungebrochen. Durch die Vielzahl an Helferinnen und Helfer, die sich heute in das Katastrophengebiet aufgemacht haben, um zu helfen, kommt es aktuell leider zu einer völligen Überlastung sämtlicher Zufahrtsstraßen zum Ahrtal, sowie der Straßen im Katastrophengebiet selbst”, hieß es in einer Pressemitteilung. Insbesondere die Bundesstraße 257 aus Richtung Kreuz Meckenheim sei völlig überlastet.

Große Baumaschinen, die beispielsweise zum Straßen- und Brückenbau, sowie zum Wiederaufbau der Trinkwasserversorgung im Katastrophengebiet benötigt werden, können den Angaben zufolge ihren Einsatzort nicht erreichen und stehen im Stau. Ebenfalls kämen die Fahrzeuge, die zum Abtransport von Müll und Bauschutt eingesetzt werden sollten, sowie Einsatz- und Rettungsfahrzeuge nicht durch. Shuttlebusse stehen laut Polizei im Stau. Es seien bereits mehrere Tausend Helferinnen und Helfer in die Gebiete gebracht.

“Bitte reisen Sie nicht mehr ins Katastrophengebiet an”, teilte die Polizei mit. Die Hilfe werde ganz sicher noch über einen langen Zeitraum benötigt und werde bestimmt auch noch an anderen Tagen und an anderer Stelle dankend angenommen. (24.07.21)

THW-Vizepräsidentin: Ehrenamtliche von “Querdenkern” beschimpft

Ehrenamtliche des Technischen Hilfswerks (THW) werden bei ihren Einsätzen in westdeutschen Flutgebieten teils gestört und verbal angegriffen. “Das geht dann soweit, dass unsere Helferinnen und Helfer beschimpft werden”, sagte die Vizepräsidentin des THW, Sabine Lackner, am Samstag in der Sendung “Frühstart” von RTL/NTV.

“Wenn sie mit Einsatzfahrzeugen unterwegs sind, werden sie mit Müll beschmissen”, fügte Lackner hinzu. Es handele sich bei den Angreifern vor allem um so genannte “Querdenker” oder Menschen aus der Prepper-Szene, die sich als Betroffene der Flutkatastrophe ausgäben, sowie einige frustrierte Flutopfer.

Teils seien die Einsatzkräfte bei ihrer Arbeit auch von Menschen gefilmt worden, die sich nicht als Pressevertreter erkenntlich gemacht hätten, sagte Lackner. Es seien noch keine Einsätze wegen der Vorfälle abgebrochen worden, doch die Situation sei für die ehrenamtlichen Helfer psychisch belastend. “Ich bin unseren Einsatzkräften unendlich dankbar, dass sie recht unerschrocken weitermachen”, so Lackner. Zum Schutz habe das THW veranlasst, dass die Kollegen ihr Namensschild von der Kleidung abnehmen durften.

Die Polizei Koblenz zeigte sich bestürzt über die Berichte. “Sollte die Polizei von einem solchen Vorfall Kenntnis erhalten, werden wir sofort und mit aller Entschiedenheit dagegen vorgehen”, schrieb sie auf Twitter. Derzeit könne die Polizei in Koblenz die Schilderungen aber “in keiner Weise” bestätigen. “Wir selbst haben erst aus den Medien von diesem angeblichen Vorfall erfahren und dies sofort beim THW und unseren Polizeikräften überprüft”, so die Polizei. (24.07.2021)

Städte- und Gemeindebund: Häuser nicht an gleicher Stelle wieder aufbauen

Der Städte- und Gemeindebund geht davon aus, dass viele der bei der Flut zerstörten Gebäude nicht genau so wieder aufgebaut werden können. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sagte im Deutschlandfunk, dass es eine Diskussion darüber geben müsse, ob man jedes Haus wieder dort errichten sollte, wo es gestanden habe. Das sei hart für den Eigentümer, im sächsischen Grimma habe man den Menschen nach dem Hochwasser 2002 ein anderes Grundstück angeboten. Auch viele Brücken seien zu niedrig gewesen und deshalb vom Wasser und von treibenden Wohnwagen zerstört worden.

Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper warnt Gemeinden in den überfluteten Gebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ebenfalls vor einem Wiederaufbau der Häuser an gleicher Stelle. Man sollte sich fragen, ob dies wirklich Sinn mache, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Das Hochwasser könne jederzeit wiederkommen und nachhaltige Schutzmaßnahmen seien in diesen Gebieten nicht möglich. “Da kann man nicht einfach Deiche bauen”, sagte Trümper, dessen Stadt 2002 und 2013 überflutet wurde. Er sei auch nicht der Meinung, dass die Menschen in den Gebieten zu wenig gewarnt worden seien. “Die Menschen haben gewusst, wie viele Liter Wasser auf sie zukommen. Das lief doch Tage vorher schon im Radio hoch und runter.” Er glaube nicht, dass die Menschen freiwillig ihre Häuser verlassen hätten, wenn noch mehr gewarnt worden wäre. (24.07.21)

Bevölkerung in Hochwasserregion wird vor Unwetter gewarnt

In der Hochwasserregion in Rheinland-Pfalz hat der Katastrophenschutz für die Bürger wegen der vorhergesagten Unwetter eine Notunterkunft eingerichtet. Laut der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion wird dazu in möglicherweise betroffenen Orten informiert. “Die Vorbereitungen laufen. Die Bevölkerung wird in den sozialen Medien noch einmal gewarnt, und es werden Flugblätter verteilt”, sagte ein Sprecher am Samstagmorgen.

Demnach besteht keine akute Hochwassergefahr für die Ahr. Dennoch sei bei Niederschlag mit verstärktem Oberflächenwasser insbesondere in den Orten zu rechnen, in denen Teile der Kanalisation zerstört oder verstopft sind. Dadurch könne es örtlich zu einem neuen Einlaufen von Wasser in Kellern kommen. Davon stärker betroffen sein könnten laut Katastrophenschutz die Ortschaften Schuld, Insul und Dümpelfeld. Außerdem könne es wegen verstopfter Einläufe in der Stadt Bad Neuenahr und der Ortsgemeinde Müsch zur Einstauung von Wasser in den Straßen kommen. (24.07.2021)

Schäden für die Bahn belaufen sich auf 1,3 Milliarden Euro

Die vom Hochwasser im Westen Deutschlands verursachten Schäden an Strecken, Bahnhöfen und Fahrzeugen der Bahn belaufen sich ersten Schätzungen zufolge auf rund 1,3 Milliarden Euro. “Wir stehen vor einem gewaltigen Kraftakt”, sagte der Vorstand Anlagen- und Instandhaltungsmanagement der DB Netz AG, Volker Hentschel, am Freitag. “In dieser Dimension wurde unsere Infrastruktur noch nie auf einen Schlag zerstört.” Derzeit liefen Gespräche über die Finanzierung mit dem Bund.

Besonders gravierend seien die Schäden an mehr als 50 Brücken. Die Fluten hätten auch Stationen und Haltepunkte sowie Technik stark in Mitleidenschaft gezogen. 180 Bahnübergänge, knapp 40 Stellwerke, mehr als 1000 Oberleitungs- und Signalmasten, 600 Kilometer Gleise, Energieanlagen sowie Aufzüge und Beleuchtungsanlagen in den Bahnhöfen seien betroffen.

Die Deutsche Bahn ist zuversichtlich, dass bis Ende des Jahres die größten Schäden in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten behoben werden können und der Verkehr wieder weitgehend normal läuft. “Unser Ziel ist es, dass wir etwa 80 Prozent der beschädigten Infrastruktur bis Jahresende wieder auf Vordermann bringen können”, sagte Hentschel. In manchen Regionen, vor allem in Rheinland-Pfalz, könnte es hingegen länger dauern. “Etwa an Eifel und Ahr ist von den bisherigen Strecken und Anbindungen wahrlich nichts mehr zu erkennen”, sagte der Vorstand. “Hier reden wir von Monaten, wenn nicht sogar an einigen Stellen von Jahren.” (23.07.21)

Zahl der Toten erhöht sich weiter

Nach der Hochwasserkatastrophe vor einer Woche ist die Zahl der Toten in Rheinland-Pfalz weiter gestiegen. 132 Menschen seien verstorben, teilte die Polizei Koblenz mit. Vermisst würden aktuell 149 Menschen, 766 Verletzte befänden sich noch in medizinischer Behandlung. Am Donnerstag wurde die Zahl der Todesopfer mit 128 angegeben. (23.07.2021)

Bundesamt: Unser Warnsystem hat funktioniert

Während der Unwetterkatastrophe im Westen Deutschlands hat es nach Angaben des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) keine technische Störung des Warnsystems des Bundes gegeben. Die Behörde wies am Donnerstag darauf hin, dass im Katastrophenfall die regionalen Behörden eine Warnung auslösen und in das Modulare Warnsystem einspeisen müssten. “Wenn dieser Schritt nicht erfolgt, kann die Warn-App Nina keine Warnung an ihre Userinnen und User herausgeben”, teilte das BBK mit.

Der Bund betreibe das satellitengestützte Modulare Warnsystem, um im Verteidigungsfall die Bevölkerung zu warnen, dieses System stelle er auch den Ländern und Kommunen in Friedenszeiten zur Verfügung. Ob und mit welchem Inhalt über das System eine Warnung ausgelöst und dann über die Warn-App Nina ausgespielt werde, entschieden die Städte und Kreise jedoch eigenständig. Diese könnten zusätzlich auch eigene vor Ort vorhandene Warnmittel wie Sirenen oder kommerzielle Warn-Apps verwenden. “In der Hochwasserlage hat die Warn-App Nina fehlerfrei funktioniert”, hieß es in der Mitteilung weiter.

Einige Landes- und Kommunalpolitiker in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hatten nach der Flutkatastrophe mit bisher 175 bestätigten Todesopfern die Frage aufgeworfen, ob fehlende Warnungen an einigen Orten womöglich mit technischen Problemen zusammenhingen. (22.07.2021)

WDR räumt Mängel bei Berichterstattung ein

Der Westdeutsche Rundfunk hat Lücken in seiner Berichterstattung in der Unwetternacht der vergangenen Woche eingeräumt. In seinen Programmen habe der WDR deutlich und wiederholt über die Gefahren und Auswirkungen des Hochwassers informiert, teilte der Sender mit. Dazu seien lokale Warnmeldungen der Behörden aufgegriffen und redaktionell verarbeitet worden. “Nach sorgfältiger Prüfung hätte dies in der Nacht engmaschiger passieren müssen, zum Beispiel mit einer durchgehenden Sondersendung bei WDR 2”, heißt es in der Mitteilung.

Der WDR prüfe derzeit mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und dem nordrhein-westfälischen Innenministerium, wie die Bevölkerung mit Warnungen vor Gefahren besser erreicht werden könne. In der Unwetternacht habe es eine Vielzahl sehr lokaler, aber keine landesweiten Warnmeldungen der Behörden gegeben, die in Teilen auch widersprüchliche Handlungsempfehlungen enthielten, betonte der Sender. Am frühen Mittwochabend des 14. Juli habe der WDR davor gewarnt, sich in betroffenen Gebieten im Freien aufzuhalten.

Im weiteren Verlauf habe der WDR über Evakuierungen und die Gefahrenlage entlang der Wupper und im Rhein-Sieg-Kreis informiert und die Bevölkerung aufgefordert, sich in höheren Lagen und oberen Stockwerken in Sicherheit zu bringen. Mehrfach habe der WDR ausdrücklich vor Lebensgefahr in bestimmten Gegenden gewarnt. Ab Mitternacht, als sich die Situation verschärfte, habe es auf WDR 5 die ganze Nacht durchgängig alle 15 Minuten eine Sonderausgabe der Nachrichten oder Korrespondentenberichte gegeben, heißt es in der Mitteilung. (22.07.2021)

Zahl der Todesopfer erhöht sich auf mindestens 176

Im Hochwasser-Katastrophengebiet im Norden von Rheinland-Pfalz sind bisher 128 Menschen tot geborgen worden. Das teilte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) im Landtag mit. Damit steigt die Zahl der Todesopfer in Deutschland auf insgesamt mindestens 176. Dreyer sagte zudem, 764 Menschen seien in ihrem Bundesland verletzt worden und 155 Personen würden noch vermisst. Man müsse “von der schrecklichen Annahme ausgehen”, dass die Zahl der Toten noch steigen werde.

Von den bislang 128 geborgenen Toten konnten erst 62 identifiziert werden, wie Innenminister Roger Lewentz (SPD) sagte. Man plane aber keine Massenbestattungen. “Wir wollen, dass die Menschen in Würde von ihren Familien verabschiedet werden können”, sagte Lewentz. Die Polizei bemühe sich mit erheblichem Aufwand, das Schicksal aller Menschen aufzuklären, sagte Lewentz. Allerdings könne er nicht versprechen, dass dies in jedem Fall gelingen werde.

Dreyer würdigte den Einsatz der Rettungskräfte, diese katastrophale Situation zu bewältigen. Am Nürburgring sei “eine gigantische Helferstadt” entstanden. Bei allem Leid zeige die Katastrophe: “Rheinland-Pfalz steht zusammen.” Die Regierungschefin sagte: “Der Wiederaufbau wird langwierig werden und sehr viel Geld kosten. Dafür brauchen wir eine nationale Kraftanstrengung.” (22.07.2021)

Zehntausende Corona-Impfdosen für Katastrophengebiete

In die von der Hochwasserkatastrophe gezeichneten Gebiete sollen Zehntausende Corona-Impfdosen geliefert werden. Das Bundesgesundheitsministerium habe den betroffenen Ländern zusätzlichen Impfstoff angeboten, teilte eine Sprecherin mit. Damit könnten niedrigschwellige Impfangebote vor Ort gemacht werden. Rheinland-Pfalz habe dieses Angebot bereits angenommen und erhalte 23 400 zusätzliche Impfdosen Biontech. Sie sollen durch mobile Teams zum Beispiel dort verimpft werden, wo die Arztpraxen aufgrund des Hochwassers schließen mussten, hieß es. Neben Impfstoff sollen bei Bedarf auch Masken, Tests und Medikamente geliefert werden. (22.07.2021)

NRW-Kabinett beschließt 200 Millionen Euro Soforthilfe

In Nordrhein-Westfalen hat das Landeskabinett 200 Millionen Euro Soforthilfe für die Betroffenen der Hochwasserkatastrophe beschlossen. Der Bund habe zugesagt, die Summen der Länderhilfspakete jeweils zu verdoppeln, sagte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) nach einer Sondersitzung des Kabinetts in Düsseldorf. Anträge könnten sofort gestellt werden. Soforthilfen gebe es für vier Gruppen: Privatbürger, Wirtschaft, Landwirte und Kommunen.

Für betroffene Bürger gebe es einen Sockelbetrag in Höhe von 1500 Euro pro Haushalt, sagte der CDU/CSU-Kanzlerkandidat. Für jede weitere Person stünden 500 Euro bereit. Insgesamt würden maximal 3500 Euro pro Haushalt ausgezahlt. Im Formular könne eine Kontoverbindung angegeben werden, auch Barauszahlungen seien aber möglich. Bedürftigkeits-, Vermögens- und Detailprüfungen werde es nicht geben. “Wir vertrauen hier den Bürgern, dass es keinen Missbrauch gibt”, sagte Laschet. “Entscheidend ist, dass das Geld jetzt schnell bei den Menschen ankommt.” Auf dem zweiseitigen Formular sei lediglich zu versichern, dass einem die Leistung zustehe und man keine andere Hilfsleistung empfangen habe.

“Potenzielle Versicherungsleistungen werden zunächst nicht geprüft”, erklärte der Ministerpräsident. Natürlich sei klar: “Wenn jemand von anderer Seite eine Erstattung bekommt, kann er nicht zusätzlich dieses Geld beantragen.” Für jede unwettergeschädigte Betriebsstätte könnten Leistungen in Höhe von 5000 Euro abgerufen werden. Für die Kommunen würden insgesamt 65 Millionen Euro bereitgestellt, sagte Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU). Laschet versicherte: “Wir werden so viel Geld aufbringen, wie erforderlich ist.” (22.07.2021)

Versicherer: Flutschäden wohl höher als im Jahr 2002

Die Versicherungsschäden durch die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands belaufen sich nach Branchenangaben auf vier bis fünf Milliarden Euro. “Die Schäden dürften sogar noch über denen des August-Hochwassers im Jahr 2002 von 4,65 Milliarden Euro liegen”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen. Dabei seien die jüngsten Überschwemmungen in Bayern und Sachsen in der Rechnung noch nicht enthalten.

Nach den Überschwemmungen in mehreren Regionen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, bei denen mindestens 170 Menschen das Leben verloren, zeichnet sich für die Versicherungen damit das schadensträchtigste Jahr seit 2002 ab. Damals lag der versicherte Unwetterschaden im ganzen Jahr laut GDV bei 10,9 Milliarden Euro. Bereits im Juni dieses Jahres hatten Starkregen und Hagel einen geschätzten versicherten Schaden von 1,7 Milliarden Euro verursacht.

Und viele Betroffene sind nicht gegen solche Katastrophen versichert. In ganz Deutschland verfügen laut GDV im Schnitt knapp die Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher über eine Elementarschadenversicherung, die bei Naturereignissen wie Starkregen, Hochwasser oder Erdrutschen einspringen würden. In den nun betroffenen Gebieten lag dieser Anteil sogar noch deutlich niedriger: Der Versicherer HUK-Coburg etwa gibt für die entsprechenden Regionen in NRW eine Quote von 39 Prozent an. In Rheinland-Pfalz liegt sie bei 36 Prozent. Angesichts dieser Zahlen ist in Deutschland eine Debatte darüber entbrannt, wie Schäden durch Flutkatastrophen nach Starkregen und Überschwemmungen besser abgesichert werden könnten. (21.07.2021)

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