After three years of no electricity imports from Russia or Belarus, the Baltic states are set to sever their final power connections with Russia. Despite past reliance on Russian frequency regulation, the transition is carefully planned and backed by national security measures. While officials express confidence, local communities brace for potential outages, with preparations underway. This separation marks a significant geopolitical and historical shift, as the Baltic nations aim to fully detach from their Soviet past.
Seit drei Jahren sind die Verbindungen tot. Seit dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine im Februar 2022 kaufen die baltischen Staaten keinen Strom mehr aus Russland oder Belarus. Dennoch sind Estland, Lettland und Litauen weiterhin mit dem russischen Brell-Stromnetz verbunden, mit dem sie seit der Sowjetzeit verknüpft sind.
Obwohl in den letzten Jahren kein Strom geflossen ist, waren die Baltischen Staaten auf Russland für die Frequenzregelung, das Ausbalancieren und Notreserven angewiesen. Am Samstag soll die Verbindung zur ehemaligen Besatzungsmacht nun endgültig gekappt werden. Der Zeitpunkt könnte kaum kritischer sein.
Keine Angst vor russischen Provokationen
In den letzten Monaten gab es merkwürdige Vorfälle in Nordosteuropa – zuletzt zu Weihnachten, als vier Datenkabel und die Estlink 2-Stromleitung in den Tiefen der Ostsee beschädigt wurden. Estlink 2 transportiert Strom von Finnland nach Estland. Dass die Leitung angeblich durch den Anker eines Schiffes aus der russischen Schattenflotte kurz vor der Trennung berührt wurde, wird in den baltischen Staaten kaum als Zufall angesehen. Die finnische Polizei ermittelt wegen Sabotage.
Der lettische Präsident Edgars Rinkevics hält “Provokationen” am Wochenende für möglich. Die Sicherheitsbehörden sind auf höchster Alarmstufe, sagte er auf einer Pressekonferenz am Mittwoch. In den drei Ländern sind neben der Polizei auch die Streitkräfte im Einsatz. Estlands Ministerpräsidentin Kristen Michal erklärte bereits im Januar, dass niemand die baltischen Staaten daran hindern könne, sich vom russischen Stromnetz zu trennen.
Dieses Vertrauen resultiert auch daraus, dass die Balten gut vorbereitet sind. Die Trennung von Russland und die Synchronisation mit dem europäischen Stromnetz sind seit 18 Jahren geplant. Der litauische Präsident Gitanas Nauseda sagte am Donnerstag, dass alle Eventualitäten berücksichtigt wurden. “Die Menschen werden es nicht spüren, weder bei ihren Rechnungen noch in Bezug auf Unannehmlichkeiten.” Für Samstag und Sonntag existiert ein detaillierter Plan, und falls der Plan scheitert, gibt es einen Backup-Plan.
Gemeinden warnen vor Stromausfällen
Der Übergang erfolgt in drei Schritten: Am Samstagmorgen werden die baltischen Staaten zunächst alle verbleibenden Verbindungen zu Russland, Belarus und der russischen Exklave Kaliningrad kappen. Die Trennung beginnt in Litauen und endet in Estland. Danach werden die baltischen Netze etwa 24 Stunden im Inselbetrieb arbeiten, bevor sie am Sonntagabend mit dem europäischen Netz verbunden werden. Über Verbindungen nach Polen, Finnland und Schweden werden die Baltischen Staaten dann mit dem restlichen EU-Netzwerk verbunden.
Während Politiker und Energieunternehmen optimistisch sind, warnen die Gemeinden vor möglichen Stromausfällen. Riga fordert seine Bewohner auf, ihre Smartphones aufzuladen und ihre Autos zu betanken. Und die estnische Hauptstadt Tallinn rät der Bevölkerung, sich darauf vorzubereiten, mindestens eine Woche ohne Strom, Wasser und Heizung auszukommen. Die Bevölkerung scheint die Empfehlungen ernst zu nehmen: In Estland hat der Kauf von Generatoren in den letzten Wochen stark zugenommen.
Wenn die kritischen 24 Stunden überstanden werden, wird die Sicherheit der Energieversorgung in den Baltischen Staaten steigen – dessen sind sich die Behörden in allen drei Ländern überzeugt. Russland wurde nicht erst seit der Invasion in die Ukraine als unberechenbarer Partner angesehen. Doch die Trennung von Russland ist nicht nur geopolitisch bedeutsam. Es ist auch ein historischer Moment. Am Samstag werden die Baltischen Staaten die letzten Fesseln ihrer sowjetischen Vergangenheit abwerfen.