Afghanistan: ++ Großer Zapfenstreich für Afghanistan-Kämpfer verschoben ++




Liveblog

Stand: 19.08.2021 15:38 Uhr

Die militärische Würdigung für die zurückgekehrten Soldaten aus dem Afghanistan-Einsatz wird verschoben. Die Taliban setzten eine prominente TV-Moderatorin ab und bedrohten sie. Alle Entwicklungen im Liveblog.

  • Warnschüsse am Flughafen
  • Bundeswehr: “Dramatische Lage”
  • Italien will außerordentliches G20-Gipfeltreffen
  • Bundeswehr setzt Evakuierungsflüge fort
  • USA haben bislang etwa 6000 Menschen ausgeflogen
  • US-Soldaten könnten länger in Afghanistan bleiben

15:13 Uhr

Prominente TV-Moderatorin abgesetzt

Die Taliban in Afghanistan haben eine prominente TV-Moderatorin von der Arbeit ausgeschlossen und bedroht. Ihr sei nicht erlaubt worden, an ihren Arbeitsplatz beim staatlichen Sender RTA zu gehen, erklärte Shabnam Dawran in einem Video. Sie bat das Ausland und internationale Organisationen um Hilfe. “Unser Leben ist in ernster Gefahr”, sagte Dawran. Während ihre männlichen Kollegen weiterarbeiten dürften, habe man ihr gesagt, das sei nun eine andere Regierung.

Dawran ist nicht die einzige afghanische Journalistin, die von den Taliban an ihrer Arbeit gehindert wird. Die neue Sprecherin des staatlichen Senders, Khadija Amin, sei am Montag durch einen Mann von den Taliban ersetzt worden, berichtete die “New York Times”. Auch der Nachrichtenchef des afghanischen TV-Senders Tolo News, Miraqa Popal, erklärte, eine seiner Kolleginnen sei am Betreten des Senders gehindert worden.

Die in Deutschland lebende Ethnologin Shikiba Babori befürchtet zudem Bedrohungen und Selbstzensur für Journalistinnen und Journalisten in Afghanistan. “Meine afghanischen Quellen erzählen, dass die Taliban von Haus zu Haus gehen und gezielt nach Journalisten suchen.” Viele afghanische Journalisten zerstörten oder versteckten deshalb alles, was darauf hinweise, dass sie für Medien arbeiten.

15:00 Uhr

Großer Zapfenstreich für Afghanistan-Kämpfer verschoben

Der für den 31. August geplante Große Zapfenstreich für Soldaten und Soldatinnen aus dem Afghanistan-Einsatz wird verschoben. Als Grund nannte das Bundesverteidigungsministerium die Evakuierungsmaßnahmen aus dem Land, auf die man sich derzeit mit voller Kraft konzentriere. Die Abschlussveranstaltung zum 20-jährigen Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan, an der auch die Staatspitzen teilnehmen, soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

14:48 Uhr

Tadschiken-Führer kündigt Widerstand gegen Taliban an

Der Sohn eines der wichtigsten Anführers im Krieg gegen die sowjetische Besetzung in den 1980er Jahren, Ahmad Massud, hat entschiedenen Widerstand gegen die Taliban angekündigt. “Wir haben seit den Zeiten meines Vaters geduldig Munition und Waffen gehortet, denn wir wussten, dass dieser Tag einmal kommen wird”, schrieb der 32-Jährige in einem Namensbeitrag für die Zeitung “Washington Post”. Massud herrscht über das Pandschschir-Tal, eine Hochburg der Tadschiken nordöstlich von Kabul. “Falls die Warlords der Taliban einen Angriff starten, werden sie auf unsere entschiedene Gegenwehr stoßen”, schrieb Massud weiter. Teile der afghanischen Armee und deren Spezialkräfte hätten sich ihm angeschlossen. Während der Herrschaft der Taliban von 1996 bis 2001 war es Massuds Vater gelungen, Angriffe der Islamisten abzuwehren. Auch den Sowjets war es nicht gelungen, das Tal zu erobern. Massud rief nun die USA, Großbritannien und Frankreich zu Hilfen auf, denn ohne diese könnten seine Kräfte den Taliban nicht widerstehen.

14:38 Uhr

Bundeswehr-General befürchtet weitere Eskalation

Der Leiter der Bundeswehr-Evakuierungsmission am Flughafen Kabul hat vor einer weiteren Eskalation der instabilen Lage dort gewarnt. “Ich befürchte, dass sich das Ganze noch zuspitzen wird”, sagte Brigadegeneral Jens Arlt. Die Lage sei derzeit dramatisch. Es gebe vor dem Airport einen Ansturm verzweifelter Menschen, die das Land verlassen wollen. “Wir sehen die verzweifelten Augen der Afghanen und der Staatsbürger anderer Nationen”, sagte der General. “Die Personen, die nach innen wollen, haben das Gefühl, dass die Zeit ihnen davonläuft.” Unter den Ausreisewilligen spielten sich “dramatische Szenen” ab. Arlt berichtete davon, dass im Umfeld des Flughafens regelmäßig Schüsse von afghanischen Kräften abgegeben würden. 

14:29 Uhr

Zahlreiche Autodiebstähle und Einbrüche in Kabul

In der afghanischen Hauptstadt Kabul kommt es seit der Machtübernahme der Taliban zu immer mehr Autodiebstählen und Einbrüchen. Augenzeugen berichteten, Männer, die sich als Taliban ausgäben, verschafften sich Zugang zu Häusern und nähmen auch Autos oder Motorräder mit. Unter den Betroffenen waren auch Angehörige des Militärs und ein ehemaliger hochrangiger Regierungsvertreter. Auch nach Waffen werde von vermeintlichen oder tatsächlichen Islamisten gezielt gesucht, hieß es. Lokale Medien berichteten aber auch von einfachen Bürgern, die angehalten wurden und denen dann das Auto direkt auf der Straße weggenommen wurde.

14:00 Uhr

Geheimdienstkontrolleure sehen weiterhin Aufklärungsbedarf

Die Geheimdienstkontrolleure des Bundestages sehen bei den Vorgängen um den Siegeszug der Taliban weiterhin erheblichen Aufklärungsbedarf über Erkenntnisse von Bundesnachrichtendienst (BND) und Bundesregierung. Die zuständigen Behörden hätten deutlich gemacht, dass nach ihren Erkenntnissen die Entwicklungen vom Wochenende in Kabul und Afghanistan nicht absehbar waren, sagte der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums, Roderich Kiesewetter (CDU), nach einer Sitzung des Gremiums mit der Befragung von BND-Präsident Bruno Kahl.

Kiesewetter sagte, das geheim tagende Gremium wolle kommende Woche erneut beraten, die Analyse der Kontrolleure sei noch nicht abgeschlossen. Der Grünen-Abgeordnete Konstantin von Notz sagte, die Fragen zur Gesamtsituation in Kabul blieben im Raum – und zwar im Hinblick auf alle Dienste und Behörden, die für die Einschätzung der Situation verantwortlich gewesen seien. Auf die Frage, ob es ein Problem der Dienste oder eines der Regierung gebe, die von ihnen beliefert worden sei, sagte er: “Mein Eindruck war, dass die Dienste geliefert haben und wir ein Problem haben bei der Bewertung und der Gesamtbilderstellung auf Seiten der Bundesregierung.” Es gebe ein Problem, die verschiedenen Informationen zusammenzuführen.

12:55 Uhr

EU-Außenbeauftragter: Entwicklungshilfe stoppen

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell will eine zumindest zeitweise Einstellung der Entwicklungshilfe für Afghanistan. Sie müsse gestoppt werden, “bis wir wissen, wer Afghanistan regiert und wie ihr Verhalten ist”, sagte Borrell im Europaparlament. Der Stopp der Finanzierung sei auch einer der Hebel, mit dem die EU die Taliban beeinflussen könnten, erklärte der europäische Chefdiplomat in einer Sondersitzung verschiedener Ausschüsse zur Lage in Afghanistan.

Ein Sprecher von Borrell teilte auf Nachfrage mit, dass die EU und ihre Mitgliedstaaten die Lage noch analysierten. Aufgrund der sich schnell ändernden Lage sei noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Afghanistan ist den Angaben zufolge mit mehr als vier Milliarden Euro seit dem Jahr 2002 der größte Empfänger europäischer Entwicklungshilfe. Die deutsche Bundesregierung hatte am Dienstag angekündigt, die Entwicklungshilfe für Afghanistan vorerst einzustellen.

12:41 Uhr

Warnschüsse am Flughafen

Am Flughafen von Kabul spielen sich weiter chaotische Szenen ab. Taliban-Kämpfer feuerten Warnschüsse ab, um die Menschenmenge zurückzudrängen, die auf das Flughafengelände gelangen wollte. Viele der Menschen dort liefen darauf in Panik davon, wie Augenzeugen beobachteten. Zahlreiche Afghanen versuchen verzweifelt, über einen der Evakuierungsflüge westlicher Staaten, vor allem der USA, ins Ausland zu gelangen. Rund um den Flughafen haben die Taliban Kontrollposten errichtet. Für viele, auch Bürger westlicher Staaten, gibt es dort kaum ein Durchkommen.

Auch die US-Soldaten auf dem Flughafen wollen verhindern, dass Menschenmassen unkontrolliert aufs Flugfeld strömen, wie das am Montag passiert ist. Mehrere Menschen kamen bereits ums Leben.

12:22 Uhr

UN fehlen Millionen für humanitäre Hilfe

In Afghanistan sind immer mehr Menschen auf internationale Unterstützung angewiesen. Den Vereinten Nationen fehlt es aber an Spendengeldern, wie das UN-Nothilfebüro (OCHA) berichtete. Benötigt würden für dieses Jahr mindestens weitere 700 Millionen Euro. Die UN hatten den Spendenbedarf schon vor dem Siegeszug der Taliban auf knapp 1,3 Milliarden Dollar (gut 1,1 Mrd Euro) beziffert. Bis jetzt kam etwas mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Summe zusammen.

Im zweiten Halbjahr werde der Bedarf wegen einer anhaltenden Dürre mit einer schwachen Weizenernte weiter steigen, warnte das Nothilfebüro. Die Landwirtschaft dürfte um 28 Prozent zurückgegangen sein. Die humanitären Organisationen gehen davon aus, dass in Afghanistan mehr als zwölf Millionen Menschen Probleme haben, ausreichend Lebensmittel zu beschaffen – fast ein Drittel der Bevölkerung. Weizen, Reis, Zucker und Öl zum Kochen sind nach deren Angaben heute mehr als 50 Prozent teurer als vor Beginn der Corona-Pandemie.

12:06 Uhr

Proteste gegen die Taliban am afghanischen Unabhängigkeitstag

In mehreren afghanischen Städten haben Menschen am Unabhängigkeitstag gegen die Taliban protestiert. In der Stadt Asadabad im Nordosten des Landes wurden mehrere Menschen getötet, wie der Sender Al Dschasira berichtete. Demnach sollen Taliban-Kämpfer das Feuer auf eine Kundgebung eröffnet haben, deren Teilnehmer die alte Fahne der afghanischen Republik schwenkten. Afghanistan erlangte vor 102 Jahren, am 19. August 1919, die Unabhängigkeit von Großbritannien. Die Taliban hatten nach der Machtübernahme am Sonntag ihre weiße Fahne mit schwarzer Inschrift der Schahada, dem islamischen Glaubensbekenntnis, über dem Präsidentenpalast in Kabul gehisst. Den Medienberichten zufolge ist unklar, ob die Menschen in Asadabad bei den Protesten durch die Schüsse der Taliban oder bei der anschließenden Massenpanik ums Leben kamen. Auch in der Hauptstadt Kabul gab es am Unabhängigkeitstag vereinzelte Proteste.

12:02 Uhr

Arabische Staaten befürchten Wiedererstarken des Terrorismus

Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan wird in vielen arabischen Ländern befürchtet, dass die Terrorgefahr wieder steigen könnte, indem der “Islamische Staat” IS wieder erstarken könnte. Wie diese Sorge begründet wird, erklärt ARD-Korrespondent Daniel Hechler.

Daniel Hechler, ARD Kairo, über die Reaktionen der arabischen Welt auf die Taliban

tagesschau24 11:00 Uhr, 19.8.2021

11:51 Uhr

Flüchtlinge aus Afghanistan – Deutschland debattiert, was zu tun ist

Noch ist nicht klar, wie viele Menschen Afghanistan verlassen können – und ebenso unklar ist, wo sie dann Schutz finden sollen. Auch in Deutschland wird über die Aufnahme von Flüchtlingen debattiert.

11:44 Uhr

Abgeordnete fordern Aufklärung über BND-Arbeit

Nach dem Siegeszug der Taliban verlangen Bundestagsabgeordnete Aufklärung über die Rolle des Bundesnachrichtendienstes (BND). Die CSU-Abgeordnete Andrea Lindholz sagte vor einer Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums, sie stelle sich die Frage, warum die Einschätzung der Lage so “fehlgelaufen” sei. Das neunköpfige Gremium kontrolliert für den Bundestag die deutschen Nachrichtendienste. Es tagt geheim. “Warum hat man das nicht absehen können, wie schnell der Vormarsch der Taliban ist?”, fragte Lindholz. “Bei allen Erkenntnissen, die man hat: Warum kam man zu dieser Fehleinschätzung?”

Linksfraktionsvize André Hahn, ebenfalls Mitglied des Gremiums, sagte der dpa: “Man hat sich scheinbar komplett auf die Amerikaner verlassen, die in diesem Fall auch nicht wussten, wie schnell es gehen kann. Man hatte keine eigenen Erkenntnisse.” Jetzt stehe der BND “komplett nackt” da, kritisierte Hahn. “Wofür hält man sich einen solchen Auslandsgeheimdienst, wenn er nicht in der Lage ist, eigene Erkenntnisse zu generieren und rechtzeitig die Bundesregierung zu informieren?”

11:37 Uhr

Hellmich: Frühzeitiges Ausfliegen scheiterte am Innenministerium

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Wolfgang Hellmich, hat dem Innenministerium vorgeworfen, bei der Evakuierung der afghanischen Ortskräfte zu zögerlich gewesen zu sein. Der Verteidigungsausschuss habe von Anfang an gesagt, “wir müssen früher dafür sorgen, dass die afghanischen Ortskräfte und das Bortschaftspersonal sicher Afghanistan verlassen können”. Das sei auch die Haltung von Außenminister Heiko Maas und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer gewesen, so der SPD-Politiker. “Also frühzeitig rausbringen, Überprüfung in Deutschland vornehmen, nicht in Afghanistan, und sehr schnell zu entscheiden. Das scheint am Innenministerium gescheitert zu sein.”

Wolfgang Hellmich, SPD, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses, über das Vorgehen der Bundesregierung in Afghanistan

tagesschau24 10:00 Uhr, 19.8.2021

11:23 Uhr

Deutsche Wirtschaft will afghanische Mitarbeiter ausfliegen

Die deutsche Wirtschaft bemüht sich darum, afghanische Mitarbeiter ausfliegen zu lassen. Es gebe vereinzelt entsprechende Anfragen von Unternehmen, die afghanische Staatsangehörige beschäftigt hätten, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. “Das sind jetzt nicht eine Masse von Menschen. Aber es gibt sie. Wir versuchen, über das Krisenzentrum im Auswärtigen Amt auch diese Menschen herauszubekommen.” Einen Sonderstatus würden sie nicht haben. Es sei aber zugesichert worden, dass man sich darum kümmern und die Fälle prüfen wolle. Wie viele Menschen dies betreffe, sei nicht klar.

10:06 Uhr

EU-Außenbeauftragter: Situation eine “Katastrophe und Albtraum”

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat die Entwicklungen in Afghanistan als “Katastrophe und Albtraum” bezeichnet. Er sagt vor dem Europäischen Parlament, die Rückkehr der Taliban an die Macht sei wegen eines Mangels an nachrichtendienstlichen Erkenntnissen nicht vorausgesehen worden. Seinen Worten zufolge wurden bislang 106 EU-Mitarbeiter aus Afghanistan nach Madrid geflogen. Außerdem seien etwa 400 Afghanen, die für die EU gearbeitet hätten, nach Europa gebracht worden. Rund 300 weitere versuchten Kabul zu verlassen.

08:49 Uhr

Taliban fordern zum Verlassen des Flughafens auf

Die Taliban haben alle Menschen ohne Reisegenehmigung aufgefordert, den Flughafen zu verlassen. Ein Vertreter der Islamisten erklärte zudem, seit Sonntag seien zwölf Menschen bei Massenpaniken gestorben oder erschossen worden. “Wir wollen niemanden am Flughafen verletzen”, sagt der Taliban-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden will. Die Taliban schlossen laut Auswärtigem Amt einen Sperrgürtel um den Flughafen, durch den sie zwar Ausländer, aber keine oder kaum Afghanen durchlassen. 

08:26 Uhr

Italien will G20-Gipfeltreffen zu Afghanistan

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi bemüht sich um ein Gipfeltreffen der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20). Das berichten die Zeitungen “La Repubblica” and “Il Messaggero”. Italien hat dieses Jahr die G20-Präsidentschaft inne. Der Afghanistan-Gipfel soll möglicherweise bereits vor dem regulären G20-Gipfel im Oktober stattfinden.

07:52 Uhr

Bundeswehr bringt 211 Menschen aus Kabul

Die Bundeswehr hat mehr als 200 weitere Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ins Nachbarland Usbekistan gebracht. Eine Transportmaschine mit insgesamt 211 Bundesbürgern, afghanischen Ortskräften und weiteren Passagieren landete in der usbekischen Hauptstadt Taschkent, wie das Verteidigungsministerium in Berlin mitteilte. Von dort geht es dann mit zivilen Flugzeugen weiter nach Deutschland. Damit wurden nach Angaben des Ministeriums von der Bundeswehr seit dem Machtwechsel in Afghanistan bereits mehr als 900 Menschen evakuiert.

07:39 Uhr

Bundeswehrverband: Vertrauen in Politik geht verloren

Die Bundeswehr trifft nach Ansicht des Bundeswehrverbandes keine Schuld am späten Start der Evakuierungen. “Es ist immer eine Frage der politischen Lagebewertung, der politischen Entscheidung. Und die ist sehr spät gefallen”, sagte Verbandschef Andre Wüstner im ARD-morgenmagazin. Viele Bundeswehrsoldaten treibe die Frage um, ob der Verlust an Menschenleben gescheiterte Ehen und Traumatisierungen den Einsatz in Afghanistan wert waren. Es gehe Vertrauen verloren in die Politik. “Über das Thema Verantwortung muss noch gesprochen werden.”

07:06 Uhr

Politiker gegen Fußball-WM in Katar wegen Taliban-Konflikt

Nach dem Bekanntwerden von Transportflügen der katarischen Luftwaffe für die Taliban fordern Politiker Konsequenzen für die geplante Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft im nächsten Jahr im Emirat am Golf. “Sollte Katar die Taliban unterstützen oder deren Schreckensherrschaft anerkennen, dann muss es Konsequenzen geben”, sagte der außenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Bijan Djir-Sarai, der “Bild”-Zeitrung. Er betonte, für ihn sei “die Vorstellung, dass Taliban-Unterstützer eine Fußball-Weltmeisterschaft ausrichten und sich als modernes Land profilieren, unerträglich”.

Ähnlich äußerte sich Tobias Lindner, Sprecher für Sicherheitspolitik der Grünen im Bundestag. Mit Blick auf die von Katar genutzte Transportmaschine vom Typ Boeing C-17 “Globemaster” zur Beförderung des Taliban-Führers Mullah Abdul Ghani Baradar nach Kandahar am Dienstag sagte Lindner: “Es sind verschreckende Bilder, wenn Katar mit dem gleichen Flugzeugtyp Taliban nach Afghanistan fliegt, während die USA von dort aus ihre Bürger nach Katar evakuieren.” Für Lindner sind die Bilder jedoch keine Überraschung und zeigen erneut, “welch falsche Entscheidung die WM-Vergabe dorthin war”. Auch am Mittwoch flog die Luftwaffe Katars laut “Bild” im Dienste der Taliban zwischen dem Golf-Emirat und der südafghanischen Metropole Kandahar, die als “Geburtsort der Taliban” in den frühen 1990er Jahren gilt.

06:54 Uhr

US-Militär hat bisher 6000 Menschen ausgeflogen

Das US-Militär hat nach Angaben aus Regierungskreisen von vergangenem Wochenende bislang fast 6000 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen. Ziel ist eigentlich, täglich 5000 bis 9000 Menschen in Sicherheit zu bringen. Doch die chaotischen Zustände rund um den Flughafen von Kabul erschwerten nach wie vor die Evakuierungsaktion. “Wenn wir das nicht hinbekommen, werden wir Menschen buchstäblich zum Tode verurteilen”, sagte Marina Kielpinski LeGree, US-Chefin der Non-Profit-Organisation Ascend.

06:44 Uhr

Seit Juli etwa 240 Visa-Berechtigungen für Ortskräfte

Wegen umständlicher bürokratischer Verfahren sind Tausende afghanische Ortskräfte deutscher Organisationen nicht rechtzeitig an ein Visum für Deutschland gekommen. Nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes gingen von Anfang Juli bis Mitte August mehr als 9000 Gefahrenanzeigen von Afghaninnen und Afghanen bei den zuständigen Stellen ein. Nach Abzug von Duplikaten waren es knapp 4200. Doch bis zum vergangenen Montag, also einen Tag nach der Machtübernahme der Taliban, hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) der dem epd vorliegenden Statistik zufolge nur in 237 Fällen eine Berechtigung zur Visa-Ausstellung erteilt. In 329 weiteren Fällen wurde dies wiederum abgelehnt. Über die übrigen Gefahrenanzeigen waren zu dem Zeitpunkt noch nicht entschieden worden.

05:10 Uhr

Linke: Nicht nur aus Kabul evakuieren

Die Linke fordert eine Ausweitung der laufenden Evakuierungen von gefährdeten Menschen in Afghanistan über die Hauptstadt Kabul hinaus. “Die meisten Ortskräfte, Lehrerinnen oder auch mutige Lokalpolitikerinnen oder Journalistinnen leben nicht in Kabul, sondern verteilt über die Provinzen Afghanistans”, sagte Fraktionschef und Spitzenkandidat Dietmar Bartsch der Deutschen Presse-Agentur. “Die bereits existierenden Verabredungen mit den Taliban sollten schleunigst ausgeweitet werden.”

Nach Angaben des Nationalen Sicherheitsberaters von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, hatten die militant-islamistischen Taliban zugesagt, Zivilisten unbehelligt zum Flughafen in Kabul zu lassen, damit sie das Land verlassen könnten. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes hatte am Mittwoch gesagt, man habe nur in Kabul die Möglichkeit, Menschen auszufliegen und auch dort nur, wenn sie es zum Flughafen schafften.

04:46 Uhr

Weitere Lufthansa-Maschine mit Evakuierten in Frankfurt gelandet

Am Frankfurter Flughafen ist am frühen Morgen eine Lufthansa-Maschine mit rund 250 Menschen gelandet, die aus Afghanistan in Sicherheit gebracht worden sind. Das Flugzeug war wenige Stunden zuvor in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gestartet. Die Menschen an Bord waren zuvor mit einer Bundeswehr-Maschine von Kabul nach Taschkent geflogen worden. Die Bundeswehr hatte in dieser Woche ihre Rettungsaktion für Deutsche und Afghanen begonnen, um sie nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Sicherheit zu bringen.

04:37 Uhr

UN ziehen Teil ihres Personals aus Afghanistan ab

Die UN haben einen Teil ihres Personals aus Afghanistan abgezogen. Rund 100 Mitarbeiter würden in die kasachische Stadt Almaty verlegt, erklärte UN-Sprecher Stéphane Dujarric. “Dies ist eine vorübergehende Maßnahme, die es den Vereinten Nationen ermöglichen soll, der afghanischen Bevölkerung weiterhin mit einem Minimum an Unterbrechungen zu helfen und gleichzeitig das Risiko für das UN-Personal zu verringern.” Ob es sich bei den 100 Mitarbeitern um internationales oder afghanisches Personal handelt, war unklar. Im Hauptquartier der UN-Hilfsmission für Afghanistan (Unama) in Kabul arbeiten rund 300 ausländische Mitarbeiter und mehr als 700 Afghanen. 

04:21 Uhr

Zeitung: Rolle des BND in Afghanistan-Krise auf dem Prüfstand

Mit der Rolle des Bundesnachrichtendienstes in der aktuellen Afghanistan-Krise werden sich nach “Welt”-Informationen die Mitglieder des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestags befassen. Die Bundestagsabgeordneten, die für die Kontrolle der Nachrichtendienste des Bundes zuständig sind, sollen dem Bericht zufolge zur Klärung der Frage beitragen, ob Pannen des BND zum Chaos bei der Evakuierung des internationalen Flughafens in Kabul geführt haben.

04:07 Uhr

IWF blockiert Afghanistans Zugang zu SZR-Reserven

Der Internationale Währungsfonds setzt den Zugang Afghanistans zu IWF-Ressourcen wegen der unklaren Regierungsverhältnisse in dem Land aus. “Derzeit herrscht innerhalb der internationalen Gemeinschaft Unklarheit über die Anerkennung einer Regierung in Afghanistan, was zur Folge hat, dass das Land keinen Zugang zu SZR oder anderen IWF-Ressourcen hat”, sagt ein Sprecher des IWF. Eingefroren seien auch etwa 440 Millionen Dollar an neuen Währungsreserven. Die Ankündigung des IWF erfolgt auf Druck des US-Finanzministeriums um sicherzustellen, dass der Anteil Afghanistans an einer für Montag geplanten Zuteilung von Sonderziehungsrechten (SZR) nicht in die Hände der Taliban fällt. Die USA halten eine Mehrheitsbeteiligung an dem Fonds.

03:51 Uhr

Biden: US-Streitkräfte auch nach 31. August in Afghanistan denkbar

Die US-Streitkräfte werden nach den Worten von US-Präsident Joe Biden so lange in Afghanistan bleiben, bis die Evakuierung aller Amerikaner abgeschlossen ist – notfalls auch über den 31. August hinaus. “Wenn es dort noch amerikanische Staatsbürger gibt, werden wir bleiben, bis wir sie alle rausgeholt haben”, sagt Biden in einem Interview mit dem Sender ABC News.

03:51 Uhr

Bundeswehr hat bislang mehr als 900 Menschen aus Kabul ausgeflogen

Die Bundeswehr hat bislang mehr als 900 deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte aus Kabul ausgeflogen. Die Evakuierungsflüge wurden in der Nacht fortgesetzt, wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr auf Twitter mitteilte. Zuletzt startete demnach um 01.46 Uhr (MESZ) eine Maschine vom Typ A400M “mit über 200 zu Evakuierenden an Bord aus Kabul”. Die Menschen werden in die usbekische Hauptstadt Taschkent ausgeflogen. Von dort sollen sie weiter nach Deutschland gebracht werden. Zuvor war eine weitere Maschine nach Angaben des Einsatzführungskommandos direkt aus Deutschland über Baku nach Kabul geflogen. Zusätzlich “zu den an Bord befindlichen Paletten mit Versorgungsmaterial aus Deutschland” seien “noch 15 zu evakuierende Personen aufgenommen” worden. 



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