“Ukraine – die Lage”
Militärexperte Mölling sieht ukrainische Offensive auf gutem Weg: “Russland hat im Süden keine Reserven mehr”
Die Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte kommt nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christian Mölling trotz aller Schwierigkeiten voran. Das könne man auch in der symbolträchtigen Stadt Bachmut beobachten.
Die Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte kommt nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christian Mölling trotz aller Schwierigkeiten voran. Mölling sagte am Dienstag im stern-Podcast “Ukraine – die Lage”: “Wir sehen in den letzten Wochen signifikante Veränderungen.” Im Süden hätten die Ukrainer die Angriffe auf Logistik und Transportwege verstärkt und zudem die Artillerie des Gegners dezimiert. “Es brechen erste Teile aus der Mauer heraus”, sagte der Forschungsdirektor der deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik über die Verteidigungsanlagen der Russen. “Hinzu kommt, dass die russischen Streitkräfte im Süden offensichtlich erheblichen Verschleiß haben.” Die Einheiten müssten eigentlich ausgewechselt werden. “Die noch am Leben sind, stehen seit Wochen im Kampf”, sagte Mölling weiter. “Russland kann sie aber nicht auswechseln, weil es keine Reserven mehr hat.” Daher sei er “ganz positiv, dass die Ukrainer den längeren Atem haben.”
Militärexperte Mölling: Russische Verluste in Bachmut
Das Ziel der Drohnenangriffe auf Moskau ist es nach Möllings Worten zu zeigen, dass Putin die Lage nicht mehr im Griff habe. Der Eindruck, den das Regime mache, sei: “An allen Ecken und Ende quillt immer ein bisschen Chaos raus.”
Mit wenig Zuversicht betrachtete der Experte die Friedensgespräche, die diese Woche in Saudi-Arabien stattfinden. Mölling sagte: “In der Substanz hat sich ja an den Forderungen und Bedingungen, unter denen solche Gespräche stattfinden könnten, nichts geändert. Von daher wird sich da aus meiner Sicht nicht viel bewegen.”
Der Ukraine-Krieg in Zahlen
Kriegskosten: 250 Milliarden Euro, Flüchtlinge: 23 Millionen, tote Zivilsten: 9000
Russland im Verhältnis zu China dauerhaft ein Juniorpartner
Erkennen könne man aber eine langsame Veränderung der internationalen Beziehungsgeflechte. Russland sei im Verhältnis zu China dauerhaft ein Juniorpartner; es trete Nordkorea gegenüber als Bittsteller auf, weil Munition fehle. Zudem sei es auf Iran angewiesen. “Das macht natürlich was mit dem Ansehen”, sagte Mölling. Er verwies darauf, dass Putin auch in Afrika nicht darauf bauen könne, automatisch unterstützt zu werden.
“Man kann an der Reaktion der afrikanischen Staaten bei dem Russland-Afrika-Gipfel klar sehen, dass das keine Freundschafts- und Liebesbeziehungen sind”, so Mölling. “Die Führer afrikanischer Staaten müssen zuhause auch abliefern, egal ob sie Diktatoren oder Demokraten sind. Sie müssen sehen, dass die Leute, die sie unterstützen zu Essen und zu Trinken haben.” Für Putin gebe es nach dem Ausstieg aus dem Getreideabkommen ein Risiko, dass die sagten: “So sind wir keine Partner mehr.”